„Über 100 Prozent belegt“: Frauenhaus kämpft mit Platznot und großer Nachfrage
„Die Lage hat sich zugespitzt. Wir waren 2017 in allen Monaten über 100 Prozent belegt“, sagt Katrin Lasser-Moryson, Leiterin des Frauenhauses. Wie in vielen anderen Städten auch überstieg die Nachfrage nach Plätzen im vergangenen Jahr das Angebot. „Wir mussten viele Anfragen abweisen.“
Zwölf Plätze für Frauen und Kinder hält das Castrop-Rauxeler Frauenhaus bereit. 2017 fanden hier 34 Frauen mit ihren Kindern Zuflucht; im Jahr zuvor waren es 86 Frauen. Dies bedeutet aber keinen Rückgang der Nachfrage, sondern die Zahlen verdeutlichen vielmehr das Platzproblem. „Die Belegungsrate ist sehr hoch und die Quote der Wechsel sehr gering“, verdeutlicht Lasser-Moryson.
Für die hohe Nachfrage und den damit verbundenen Platzmangel gibt es ihrer Ansicht nach verschiedene Ursachen. Die Gewalt habe nicht zugenommen, glaubt sie, aber mittlerweile trauten sich Frauen mehr, sich zu melden. „Heute wird häusliche Gewalt eher als häusliche Gewalt wahrgenommen“, beobachtet sie einen gesellschaftlichen Wandel. Zudem sei bei der Polizei und anderen Institutionen das Bewusstsein für häusliche Gewalt gestärkt worden. Auch die Flüchtlingswelle habe dazu geführt, dass die Anzahl der Frauen, die Hilfe beim Frauenhaus suchen, gestiegen sei. Bei den geflüchteten Frauen glaubt Lasser-Moryson jedoch, dass der Scheitelpunkt nun erreicht sei.
Wohnungsmarkt
Als weiteren wichtigen Grund für die hohen Belegungszahlen im Frauenhaus macht die Leiterin die Lage auf dem Wohnungsmarkt aus. „Es ist sehr schwer, für Alleinstehende und Frauen mit vielen Kindern eine Wohnung zu bekommen“, so Lasser-Moryson. Wohnungsgesellschaften lehnten Frauen im SGB II-Bezug als Mieterinnen ab, „obwohl die Frauen eine Abtretungserklärung unterschreiben, so dass die Miete direkt vom Jobcenter an den Vermieter überwiesen wird“.
Frauen, die Hartz IV beziehen, gestattet das Jobcenter nur drei Monate im Frauenhaus zu wohnen. Doch ohne neue Wohnung bleiben sie länger dort. „Wir schreiben dann eine Härtefallbegründung ans Jobcenter“, erklärt die Leiterin des Frauenhauses.
Als einen Lösungsansatz für diese Problematik würde sich Katrin Lasser-Moryson wünschen, dass sich sowohl Gesellschaft als auch Politik und Wohnungsgesellschaften darauf besinnen, „dass verschiedene Gesellschaftsschichten in einen Wohnkomplex gehören“.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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