Tafel-Diskussion in Essen: Wie sieht es bei der Castroper Tafel aus?

Bei der Castroper Tafel wird kein Aufnahmestopp erwogen. | Foto: Thiele
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Die Essener Tafel hat vorübergehend die Neuaufnahme von Migranten gestoppt. Aufgrund der Zunahme an Flüchtlingen sei der Anteil ausländischer Mitbürger bei den Kunden auf 75 Prozent angestiegen. Es solle wieder gerecht verteilt werden, so die Argumentation. Zudem hätten sich ältere einheimische Kunden zunehmend unwohl gefühlt und seien wegblieben. Vergleichbare Maßnahmen stehen bei der Castroper Tafel nicht zur Diskussion.

„Die Orientierung am Personalausweis halte ich für eher unglücklich“, sagt Veronika Borghorst vom Vorstand des Caritasverbands. Ihrer Meinung nach müssten andere Wege gefunden werden, um allen Kundengruppen gerecht zu werden. „Wenn alte Frauen sich nicht mehr sicher fühlen, könnte man die Termine trennen.“
Knapp 1.500 Kunden (960 Erwachsene und 680 Kinder) nahmen 2017 die Castroper Tafel in Anspruch. Der Anteil der Migranten reicht von über 90 Prozent in Merklinde, wo eine Ausgabestelle für Flüchtlinge eingerichtet wurde, über 70 Prozent in Rauxel und Deininghausen sowie 50 Prozent in der Altstadt bis 20 Prozent in Ickern. Diese Zahlen seien seit dem Flüchtlingszuzug vor zwei Jahren so geblieben, erklärt Nina Diring von der Tafel. In Rauxel kämen nicht mehr so viele Senioren, hat sie beobachtet. In Ickern und der Altstadt dagegen ganz viele.

Probleme vor zwei Jahren

„Vor zwei Jahren haben wir die Probleme gehabt, als die Masse ankam“, so Diring. Größtes Problem sei gewesen, dass die Neuankömmlinge das System nicht verstanden hätten. Das habe man mit Dolmetschern, Migrationsberatung und mehrsprachigen Infozetteln in den Griff bekommen. „Es funktioniert“, sagt Diring über die aktuellen Abläufe. Dazu ist sie selbst bei der Ausgabe immer anwesend bzw. wird in Merklinde durch einen Flüchtlingsbeauftragten vertreten, „um Konflikte zu bereinigen, bevor sie eskalieren“, so Borghorst.
Zudem arbeitet die Tafel seit Jahren mit einem Losverfahren, mit dem die Reihenfolge festgelegt wird, in der Bedürftige bedient werden. „So ist es gerechter. Dann sind nicht immer dieselben als erste dran“, erklärt Borghorst.
Daneben gibt es Hauslieferungen an Senioren, die die Tafel aus gesundheitlichen Gründen nicht aufsuchen können. Die Diskussion um die Essener Tafel will die Castroper Tafel zum Anlass nehmen, „zu gucken, wie Senioren in den Blick genommen werden können“, so Borghorst. Denkbar sei, die Hauslieferungen auszubauen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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