Strumpfautomat für den sonntäglichen Notfall
Auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit möchten wir mit Ihnen gehen, liebe Leser. Deshalb haben wir Sie aufgerufen, sich an alte Zeiten und Begebenheiten zu erinnern.
„Der Automat würde das Stadtbild verändern, hieß es damals“, wundert sich Ria Veith noch heute, warum die Stadtverwaltung es zunächst ablehnte, dass sie einen Strumpfautomaten an der Hauswand ihres Geschäfts anbringen durfte. Ab Mitte der 1950er Jahre betrieb sie an der Münsterstraße 37, heute Obere Münsterstraße 1, einige Jahre lang ihr kleines Unternehmen „Damenstrümpfe Ria Veith“, in dem sie Seidenstrümpfe verkaufte und reparierte.
„Der Zigarettenautomat am Nachbarhaus dagegen war erlaubt“, erinnert sich die heute 87-Jährige und ergänzt, „aber ich habe nicht locker gelassen.“ Schließlich genehmigte die Stadt ihr, den Automat aufzuhängen. Damit half sie vielen Frauen aus der Klemme, wenn diese am Sonntag eine Laufmasche in ihren Seidenstrümpfen hatten. Denn der Automat hielt für solche Notfälle eine Auswahl an etwa 20 Paar Strümpfen in verschiedenen Farben und Größen bereit. „Der Automat hat sich schnell herumgesprochen. Die Leute sind auch von außerhalb gekommen, um ein Paar Strümpfe zu kaufen“, so Ria Veith.
Überhaupt hatte sie in den Jahren, in denen sie ihr Geschäft betrieb, zahlreiche Kunden auch aus den umliegenden Städten. „Ich war die einzige hier in der Gegend, die Strümpfe repassiert hat“, erzählt die 87-Jährige. Das Repassieren, also das Aufnehmen der Laufmaschen, hatte sie sich selbst angeeignet und bot damit einen begehrten Service an.
Denn Seidenstrümpfe waren sehr teuer. „Anfangs kosteten sie etwa 40 Mark. Dann ging der Preis schnell runter, aber sie kosteten immer noch um die 20 Mark“, erzählt Ria Veith. Da lohnte es sich, einen Strumpf bei ihr vorbeizubringen und für zwei, drei Mark repassieren zu lassen.
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Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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