"Standpunkt beziehen": Gedenken an die Reichspogromnacht vor 79 Jahren
Für Toleranz, Weltoffenheit und Frieden warben die Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments am Donnerstag (9. November) auf einem Banner während der Mahn- und Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht 1938. Auf einem zweiten Banner verurteilten sie Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Populismus.
Traditionell vom Jüdischen Friedhof an der Oberen Münsterstraße bis zum Simon-Cohen-Platz, dem Standort der ehemaligen Synagoge, zog der Schweigemarsch. Rund 200 Teilnehmer waren dem Aufruf des Stadtjugendrings Castrop-Rauxel und des Teams Jugendarbeit gefolgt, an den Beginn der öffentlichen Judenverfolgung zu erinnern.
Wie Bürgermeister Rajko Kravanja aus einem historischen Zeitungsbericht zitierte, brannte auch in Castrop-Rauxel in der Nacht zum 10. November 1938 die Synagoge, und die Schaufenster jüdischer Geschäfte in der Altstadt und in Habinghorst wurden zertrümmert. Dies müsse auch in der heutigen Zeit zu denken geben, so Kravanja. Mit Blick auf die vergangenen Wahlergebnisse forderte er die Castrop-Rauxeler auf, der zunehmenden rechten Gesinnung etwas entgegenzusetzen.
Fähnchen gebastelt
Die diesjährige Gedenkveranstaltung stand unter dem Motto "Augen auf – Fragen stellen – Standpunkt beziehen". Entsprechend hatten Mitglieder der Jugendorganisation Falken und der Schule-ohne-Rassismus-AG des Adalbert-Stifter-Gymnasiums zahlreiche Fähnchen gestaltet, um ihre Haltung kundzutun.
Zudem waren alle Teilnehmer der Veranstaltung aufgerufen, ein schriftliches Statement abzugeben. "Wir wollen zeigen, dass Castrop-Rauxel Stellung bezieht und gegen Gewalt und Rassismus eintritt", erklärte Frank Ronge, Vorsitzender des Stadtjugendrings. "Hass ist die Waffe der Dummen", Wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht opfern", "Habt Ihr denn nichts gelernt?" und viele weitere Statements fanden sich auf den Karten, die die Teilnehmer beschrifteten.
Die Stellungnahmen sollen zusammen mit Fotos von Augenpaaren, die Uwe Wortmann vom Fotostudio Keepsmile erstellte, veröffentlicht werden. Hatte Frank Ronge auf 50 Menschen gehofft, die ihre Augenpartie fotografieren lassen würden, waren es am Ende mehr als 80.
Weitere Bestandteile der Veranstaltung am Simon-Cohen-Platz waren Fotos vom ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz, die Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule während einer Gedenkstättenfahrt gemacht hatten, sowie ein Modell des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, das Schüler der Franz-Hillebrand-Hauptschule gebaut hatten.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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