Schloss Bladenhorst: Ritter, Wassergraben und Schlossgeist

Welches Kind träumt nicht davon, in einem Schloss zu leben, die alten Gemäuer zu erforschen und Schlossgespenster zu jagen? Ein Kindheitstraum war es nicht, den Bodo Möhrke zu Schloss Bladenhorst führte. Eher ein Zufall. Und es war keine Liebe auf den ersten Blick. Auf den zweiten dafür umso mehr.

Es schrieb den Februar 2006. Es war dunkel und sehr neblig. Die Sparkasse hatte das Schloss ersteigert und wollte es weiterverkaufen. Bodo Möhrke hatte Interesse und wollte sich das Schloss ansehen. Fuhr hin. Sah das Schild am Torhaus: ‘Einsturzgefahr. Betreten verboten.‘ „Der Südflügel war dunkel. „Ich dachte: Verlassen und sanierungsbedürftig“, blickt er zurück. Aber er kam wieder. Bei Tageslicht. Das änderte alles. Seit 2007 ist Bodo Möhrke Schlossherr - aber nicht allein. Bladenhorst gehört 14 Personen, sie bilden eine Eigentümergesellschaft.
„Dass es etwas Besonderes ist, merkt man schon. Tradition sieht und spürt man in jeder Ecke. In einer Zeit, in der sich alles verändert, ist das Schloss Bladenhorst ein fester Punkt. Wenn es so weiter geht, wird es in 100 Jahren noch so sein. Und man selbst darf das Schloss einige Jahre begleiten.“
20 Generationen lebten hier. 1266 wurde das Schloss der „Ritter von Bladenhorst“ das erste Mal urkundlich erwähnt. Es war eine Zeit, in der an Emscher, Rhein und Ruhr extrem viele Burgen gebaut wurden.
Es sei „grundsätzlich teurer, aufwändiger hier zu leben, obwohl wir nicht mehr Luxus haben.“ Aber dafür habe man einen festen Standard und Solidität. „Zeit ist hier relativ“, bemerkt Möhrke. „Man kann sich gut vorstellen, wie es früher hier war.“ Zeugnisse der Vergangenheit gibt es überall. Manchmal muss man nur genau hinsehen. Dann entdeckt man zum Beispiel die Steinmetzzeichen im Gemäuer. „Die sich damit auskennen, können daran erkennen, wer der Steinmetz war“, erklärt der Schlossherr.
Heute wohnen und arbeiten 55 Menschen auf dem Schloss. Auf einer Wohnfläche von insgesamt 3.000 Quadratmetern gibt es 25 Wohnungen.
Und womit spielen die acht Kinder, die auf dem Schloss leben? Natürlich mit Helm und Schwert. „Sie sind von Geburt an Ritter“, lächelt Möhrke.
Wünsche, das Schloss „groß umzubauen“, gibt es nicht. Dank des Denkmalschutzes sei dies alles ad acta gelegt. „Mit der Sanierung des Tor- und des Gräftenhauses (es entstand vor 120 Jahren) seien die größten Veränderungen vorgenommen worden. Man fühle sich ein bisschen „wie auf einer Insel“, sagt Möhrke und lebe in „einer großen Wohngemeinschaft mit einer Gräfte ringsherum.“
Reizvoll sei das Schloss zu jeder Jahreszeit. Im Sommer, wenn die Sonne aufgeht und nur die Kraniche, Enten und Gänse aktiv sind. Im Herbst, wenn Nebel über die Felder ziehen und im Winter, wenn die Gräfte zugefroren ist. In frühen Zeiten wurde der Wassergraben übrigens des Öfteren als WC benutzt. Es kam auch schon mal vor, dass Porzellan oder Waffen aus den Fenstern geworfen wurden und in der Gräfte landeten. Heute ist sie Naturschutzgebiet.
Rund 600 Fische haben hier ein Zuhause gefunden.
Bleibt nur noch die Frage nach dem guten Schlossgeist. Möhrke lacht: „Ich glaube, den gibt‘s nicht. Sonst hätte ich bestimmt einen Weinkeller, eine Folterkammer oder eine Schatzkammer entdeckt.“
Er überlegt: „In all den Jahren ist dem Schloss nicht viel passiert. Es hat hier weder gebrannt, noch ist das Schloss jemals erobert worden. Vielleicht gibt‘s ja doch einen guten Geist...“, meint er augenzwinkernd.

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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