Rote Karte für Fußballgucken im Kreisel

Rote Karte für Michael Kähmann und das öffentliche Fußball-Gucken im Ickerner Kreisel. Drei Turniere hat Kähmann schon mit Freunden und Nachbarn dort gesehen. Jetzt verhängte die Stadtverwaltung plötzlich ein Verbot. Foto: Thiele
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Michael Kähmann versteht die Welt nicht mehr. Die vergangenen drei großen Fußball-Turniere hat er öffentlich im Ickerner Kreisel geguckt. Doch jetzt hat ihm das die Stadtverwaltung plötzlich verboten. Und Strafe bei Nichteinhaltung angedroht: Bußgeld und Beschlagnahme seiner Ausrüstung.

Warum Kähmann denn zwei Fußballweltmeisterschaften und eine Europameisterschaft ohne Probleme im Ickerner Kreisel hat sehen dürfen und das jetzt nicht mehr darf, wollte die Redaktion des Stadtanzeigers von der Stadtverwaltung wissen. Man habe das in den Vorjahren wohl bemerkt und jetzt Michael Kähmann vorsorglich angeschrieben, hieß es aus dem Rathaus.

"Die Idee zu der Aktion war 2008 entstanden. Und so haben wir dann mit zwölf bis 20 Leuten eine Art Public Viewing auf der Rasenfläche gemacht", sagt Kähmann im Gespräch mit dem Stadtanzeiger. Für den Fernseher hatte der 45-Jährige extra eine mobile Stromversorgung geschaffen. "Beanstandungen hat es nie gegeben. Nach dem Spiel haben wir selbstverständlich immer aufgeräumt. Und davor habe ich sogar den Rasen gemäht. Mit Duldung des Grünflächenamtes." Sogar die Polizei habe angehalten und ihn zu der "Super-Idee" beglückwünscht.

"Wer immer den Kreisel verließ, um etwa zur Toilette zu gehen, musste sich ab- und später wieder zurückmelden", erläutert Kähmann sein "Sicherheitskonzept".
Sicherheitsbedenken indes macht jetzt die Stadtverwaltung geltend. Dem Ordnungsamt sei von der Polizei mitgeteilt worden, dass Michael Kähmann in der Vergangenheit kleinere Public Viewings im Kreisel veranstaltet habe. Man sehe die "Verkehrssicherheit (...) als beeinträchtigt an, sei es durch Ablenkung der autofahrenden Verkehrsteilnehmer durch die Personenansammlung an dieser recht ungewohnten Stelle, aber auch durch das Überqueren der Fahrbahnen an Stellen, an denen der Autofahrer nicht damit rechnet", heißt es in dem Schreiben der Stadt an Kähmann, das unserer Redaktion vorliegt.

Und außerdem stelle "die Inanspruchnahme dieser Fläche eine Nutzung dar, die über den Allgemeingebrauch hinausgeht und nicht mit der Widmung dieser Fläche in Einklang steht. Somit liegt eine Sondernutzung vor, für die Sie eine Erlaubnis des Bereichs Ordnungswesen bedürfen." Es stehe Michael Kähmann "natürlich frei, eine solche Sondernutzungserlaubnis zu beantragen. Diese würde Ihnen jedoch (...) versagt werden."

Nicht nur Michael Kähmann ärgert sich. Viele Freunde und Bekannte hätten ihn angesprochen, warum denn dieses Mal im Kreisel kein Fußball gezeigt werde. Auf die ihm angebotene "Ausweichwiese" will Kähmann indes nicht, denn das Ordnungsamt habe ihm keine Garantie geben wollen, dass er dort auch bleiben könne, falls die Polizei käme. Und so hat der 45-jährige Fußball-Fan das erste Spiel der deutschen Mannschaft in seiner Garage geguckt. Wegen des Wetters. Am Donnerstag (16. Juni), 21 Uhr, trifft das deutsche Team auf Polen. Bei gutem Wetter will Kähmann das Spiel auf der Terrasse oder auf seinem Parkplatz am Haus schauen. "Wer vorbeikommen möchte, sollte sich Getränke und eine Sitzgelegenheit mitbringen", rät er.

Autor:

Lokalkompass Castrop-Rauxel aus Castrop-Rauxel

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