Retro-Kiosk: Ralf und Ela Mauermann schwelgen in den 50er Jahren
Ein bisschen aus der Art schlägt der Kiosk, den Ralf und Ela Mauermann am 1. Juli 2015 an der Adresse Am Markt 19 eröffnet haben. Zum einen frönen die Besitzer der BonBonBude im Gretenkord-Haus den 50er Jahren, und zum anderen betrachten sie ihren Retro-Kiosk als einen Luxus, den sie sich gönnen.
„Der Kiosk hat keinen wirtschaftlichen Hintergrund, sondern wir setzen damit unsere Lebensphilosophie um“, erzählt Ela Mauermann. „Es ging um unseren Stil. Dass es ein Kiosk geworden ist, ist zweitrangig.“ Folglich ist die Trinkhalle mit einer original Ladentheke aus den 50ern ausgestattet, die das Ehepaar über Ebay-Kleinanzeigen in der Oberpfalz entdeckt hat, und auch ein Hängeschrank aus derselben Zeit ziert eine Wand.
„Ich habe Respekt vor jedem, der mit einem Kiosk seinen Lebensunterhalt bestreitet“, sagt Ralf Mauermann, wobei auch der 49-Jährige Vollzeit hinter der Theke steht, und nach Geschäftsschluss zusammen mit seiner Frau einkaufen fährt. Der Luxus, von dem die beiden sprechen, schlägt sich aber zum Beispiel in den Öffnungszeiten nieder, denn der Kiosk ist sowohl in den Abendstunden als auch sonntags geschlossen.
Party bis morgens um 1 Uhr
Es sei denn, eine Party steht an. Als Ostersonntag die Provinzparty im Parkbad Süd stattfand, „haben wir aufgemacht, um die Kundschaft mitzunehmen, aber dann ist eine Feier daraus geworden“, erzählt Ralf Mauermann. „Bis morgens um 1 Uhr“, ergänzt seine Frau.
„Der Kiosk trägt sich selbst“, freut sich der Besitzer über den Erfolg nach einem Jahr. Denn bei aller Liebe zu den 50ern wollen die beiden auch etwas verkaufen, und die Nähe der Bude zum Adalbert-Stifter-Gymnasium hatten sie durchaus im Blick. Ein paar Jahre zuvor gab es dort bereits eine Trinkhalle. „Da hat meine Tochter immer etwas gekauft, als sie noch zum ASG ging“, so Ela Mauermann.
Und auch heute gehören Schüler zu den Stammkunden. Die Kinder würden registrieren, dass die BonBonBude etwas anders als normale Kioske sei, und seien sehr freundlich, erzählt Ralf Mauermann, während seine Frau sagt: „Viele wünschen beim Rausgehen einen schönen Tag.“
Ein Stündchen zum Reden
Neben den Kindern und auswärtigen Besuchern, die die Bude bewundern, kommen auch die „typischen Trinkhallenkunden“, so die 46-Jährige, die dann ein Bier oder eine Schachtel Zigaretten kaufen. Außerdem gehören „Omis“ zur Zielgruppe, die sich selbst ein Eis und für den Enkel eine Tüte Buntes kaufen. Und „ältere Herrschaften“ nutzten gern die Gelegenheit, einen Kaffee zu trinken und sich ein Stündchen zum Reden aufzuhalten, so Ralf Mauermann.
Da die Mauermanns gern feiern, stand es für sie außer Frage, sich um die Teilnahme am 1. Tag der Trinkhallen am 20. August zu bewerben. „Das war ein Muss“, sagt Ela Mauermann. Während die Ruhr Tourismus GmbH ein Programm mit Karaoke-Show und der Sängerin Susan Kent organisiert, haben die Besitzer der BonBonBude die Frankfurter Band Skinny Teens eingeladen, die – wie könnte es anders sein – Rock'n'Roll spielen wird.
Mythos Bude
Aus dem Stadtbild sind sie bis heute nicht wegzudenken, auch wenn es sie nicht mehr in so großer Zahl gibt wie vor einigen Jahrzehnten: Kioske, Trinkhallen und Buden. Ursprünglich zu Beginn der Industrialisierung als Verkaufsstelle für Mineralwasser entstanden, dienen sie schon seit Langem dazu, sich mal eben eine Schachtel Zigaretten, etwas Süßes oder eine Zeitschrift zu kaufen oder einfach nur ein paar Worte zu quatschen. Den Mythos Bude als Ort für Gelegenheitskäufe und als sozialem Treffpunkt feiert die Ruhr Tourismus GmbH mit einem Jahr der Trinkhalle, dessen zentrale Veranstaltung am 20. August der 1. Tag der Trinkhallen ist. Aus diesem Anlass stellt der Stadtanzeiger in der Reihe „Kioskgeschichten“ die fünf Castrop-Rauxeler Buden vor, die sich um eine Teilnahme beworben haben.
Die übrigen Portraits lesen Sie hier:
Markt-Kiosk
Kiosk an der Pallasstraße
Ullas kleine Welt
Lotto Tabak Presse Obercastrop
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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