Mit Helm und Zylinder
Am ersten Wochenende im Juli wird Castrop-Rauxel zum Mekka der Motorrad fahrenden Schornsteinfeger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
200 Motorräder und etwa 250 Teilnehmer erwartet Günter Schulte, amtierender Präsident, von Freitag (3. Juli) bis Sonntag (5.) in der Europastadt. Ihre Zelte schlagen die Schornsteinfeger-Biker im Parkbad Süd auf. „Nicht alle schlafen im Zelt, nur etwa 60 bis 70. Die Mehrzahl bevorzugt dann doch ein Hotel“, weiß der 55-jährige Schulte aus Erfahrung. Schließlich trifft sich die Zunft bereits zum 21. Mal. Und das Alter fordert seinen Tribut.
Einmal im Jahr gibt es das große Treffen. In jedem Ort landen die Biker nur einmal. Aber wie kommt es dann, dass Günter Schulte nach 1999 in diesem Jahr erneut das Präsidentenamt bekleidet? „Damals habe ich noch in Rheine gewohnt. Später bin ich nach Castrop-Rauxel gezogen“, klärt Schulte auf.
Er selbst ist seit 1998 bei den Treffen dabei. „Ich habe in einer Fachzeitschrift darüber gelesen, bin damals nach Halle/Saale gefahren und gleich im Jahr darauf Präsident in Rheine gewesen.“
Woher die Liebe zum Motorrad kommt, erklärt der Schornsteinfegermeister mit der Geschichte der „schwarzen Zunft“. „Mit 15 Jahren bin ich in den Beruf. Anfangs sind wir mit dem Fahrrad von Haus zu Haus gefahren. Dann kam das Mofa, ein Moped und schließlich das Motorrad.“
Früher hatte Schulte den Beinamen „Deutschlands schnellster Schornsteinfeger“, denn seine Honda CBR 1100 XX machte fast 300 km/h. Doch aus dem Alter ist er raus. Heute fährt er eine BMW R 1100 RS.
Denn Schnelligkeit ist bei den Treffen der Schornsteinfeger-Biker kein Thema. Im Gegenteil: „Da geht es eher ruhig zu. Und wir fahren nie direkt zum Veranstaltungsort, sondern immer ‚nur schön‘“, erklärt Schulte den Umstand, dass die Anfahrt von Castrop-Rauxel nach Moers zwei Tage dauerte. „Wir sind erst mal an die Mosel gefahren und dann wieder zurück. Schließlich will man ja was von der Fahrt haben.“
Nun, in diesem Jahr hat Günter Schulte ja ein Heimspiel. Und mit seinem Team alles vorbereitet. „Nach der Anreise am Freitag gibt es am Samstagmorgen auf dem Forum am Rathaus eine Begrüßung durch Bürgermeister Johannes Beisenherz. Auch eine Runde durch die Stadt ist geplant über die Bahnhof- und Siemensstraße zur B235 und zurück zum Stadtgarten. Schulte rechnet mit einem imposanten Auftritt der Schornsteinfeger-Biker.
Über 150 Kilometer führt anschließend die Ausflugsfahrt ins Sauerland zur Bevertalsperre und zurück. „Dabei tragen viele unserer Biker Teile ihrer typischen Berufskleidung.“ Spätestens, wenn Pause gemacht wird, erkennt jeder Außenstehende den Beruf der Motorradfahrer: „Dann tauschen wir den Helm gegen unseren Zylinder“, berichtet Schulte.
In der Mittagspause gibt es die Präsidentenspiele. Das ist ein lustiger Wettstreit, über den Schulte noch nichts verraten will. „Das ist Präsidenten-Geheimnis!“
Samstagabend gibt es dann im Parkbad Süd eine Musikveranstaltung. „Und die Wahl des Präsidenten für 2017. Denn die Treffen sind in der Vergangenheit so groß geworden, dass jede Veranstaltung jetzt zwei Jahre Vorbereitungszeit bekommt.“
Mit dem Treffen in Castrop-Rauxel endet für Jürgen Schulte seine Amtszeit als Präsident. Dann übergibt er auch die Biker-Krone an seine Nachfolgerin. Denn zum zweiten Mal nach dem Jahr 2000 wird es eine Präsidentin geben: Heinke Nottelmann verantwortet das Treffen 2016 in Lübeck.
Dann wird Günter Schulte wieder ein ganz normaler Teilnehmer am Schornsteinfeger-Bikertreffen sein. Und mit Gleichgesinnten fachsimpeln. Über Motorräder und über die Schornsteinfegerei.
Autor:Peter Mering aus Castrop-Rauxel |
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