Mehrarbeit beim Zeugnisschreiben: Datenschutzgrundverordnung sorgt für Änderungen in den Schulen

Das Schuljahr ist fast zu Ende; die Zeugnisvergabe steht nächste Woche an. Früher war es nicht unüblich, dass Klassenlehrer die Zeugnisse zuhause schrieben. Seitdem die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) am 25. Mai in Kraft getreten ist, reagieren die Schulen darauf und handhaben das Zeugnisschreiben nun anders – auch in Castrop-Rauxel.

„Das wird jetzt in der Schule erledigt“, erklärt Violetta Kroll-Baues, Leiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule. Vorher schrieben die Lehrer die Zeugnisse zum Teil auch zuhause. Für die Schule sei diese Umstellung ein Problem, „weil die Ausstattung nicht gegeben ist. Es gibt nicht genug Rechner“, so Kroll-Baues. Vor allem bei den umfangreicheren Textzeugnissen für die Inklusionsschüler sei es eine Herausforderung, diese nun alle in der Schule anzufertigen.
Nur ein Computer steht in der Marktschule Ickern zur Verfügung. „Daran können nicht alle 14 Lehrer ihre Zeugnisse schreiben“, macht Schulleiterin Ute Lüdke deutlich. Der Rechner wird daher nur zum Ausdrucken der Zeugnisse genutzt; geschrieben werden sie nach wie vor zuhause.
„Das war Thema in zwei Lehrerkonferenzen, und es gibt Richtlinien des Landes zur DSGVO“, sagt Lüdke. Um die Daten der Marktschüler zu schützen, werden sie auf den Privatrechnern der Lehrer verschlüsselt. Tablets und Laptops sind dabei tabu.„Entweder steht dann auf dem Zeugnis beispielsweise statt Martin Lange nur ML, oder die Dateien werden mit einem Code verschlüsselt“, erläutert Lüdke. Vor dem Ausdrucken der Zeugnisse in der Schule werden die Abkürzungen dann durch die Namen ersetzt, oder die Dateien werden mit einem Programm wieder entschlüsselt.
„Das ist ein höherer Aufwand, aber so dramatisch ist es nicht“, sagt Lüdke. „Wir schreiben die Zeugnisse nicht wieder nur noch von Hand.“

"Thema, aber kein Problem"

Das sieht Dr. Friedrich Mayer, Leiter des Ernst-Barlach-Gymnasiums, ähnlich. Die DSGVO sei zwar Thema an der Schule, aber sie sei kein Problem. Die Zeugnisse werden am EBG komplett in der Schule geschrieben. „Hier sind die Rechner geschützt.“
Jeder Lehrer werde aber wohl das ein oder andere Notenergebnis auch auf seinem Rechner zuhause haben, glaubt Mayer. Wenn Schülerdaten dort bearbeitet würden, gäbe es den Hinweis, dass die Rechner geschützt sein müssten. „Die Vorgaben sind bekannt, aber eine Kontrolle ist unmöglich.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.