"Man fühlt sich einfach nur hilflos!" Ein Brand und seine Folgen für Astrid Oswald (57)
"Ich habe Fernsehen geguckt. Plötzlich hämmerte es gegen meine Wohnungstür. 'Mama, es brennt!', rief mein Sohn. Ich öffnete die Tür und sah, wie der Qualm durch den Flur hochkam. Ich ging wieder in die Wohnung und kletterte schließlich durch das Badezimmerfenster aufs Dach."
Astrid Oswald (57) wohnt auf der Lange Straße 107. Am 5. Februar war dort in einer Wohnung in der fünften Etage ein Feuer ausgebrochen. Astrid Oswalds Wohnung befindet sich, ebenso wie die Wohnung ihres Sohnes, in der sechsten Etage. Sie, ihr Sohn, vier weitere Personen sowie zwei Hunde flohen raus aufs Dach. "Zum Glück konnten wir das, denn im vergangenen Jahr hat der Vermieter in unserer Etage Außengitter angebracht. Wir haben sie jedoch wieder entfernt. Wer weiß, was sonst bei dem Brand passiert wäre."
Als sie auf dem Dach war, "stand der Wind so ungünstig, dass man immer der Qualmwolke ausgesetzt war. Ich kletterte also zurück ins Bad, nahm meinen Kater, machte ein Handtuch nass, legte es vor die Tür und fragte mich: 'Wann kommt endlich jemand hoch und holt uns?' Wirklich realisiert, was geschah, habe ich nicht."
Rettung per Drehleiter
Schließlich dann die Rettung per Drehleiter. "Wir wurden zum Krankenwagen gebracht und dort medizinisch betreut. Ins Krankenhaus wollte ich nicht. Ich habe dann bei meiner Tochter und meinem Enkel übernachtet." Eine Dauerlösung habe das jedoch nicht sein können, denn die Wohnung sei zu klein. Derzeit ist Astrid Oswald in der ersten Etage des Brandhauses bei einem Bekannten untergekommen, denn für die fünfte und sechste Etage wurde ein Nutzungsverbot ausgesprochen. Dies gilt zunächst bis Ende April, könnte aber verlängert werden. "Ich fange noch einmal von vorne an", meint Astrid Oswald.
Hausratversicherung
Die Schäden am Brandhaus auf der Lange Straße 107 sind "durch Versicherungsleistungen gedeckt. Jedwede Folgen für die Hausbewohner, deren Inventar und Mobiliar, können über Hausratversicherungen der Mieter gedeckt werden. Darunter fällt auch ein Aufenthalt im Hotel etc.", heißt es in einem Schreiben des Vermieters. Die Krux für Astrid Oswald: Sie hat keine Hausratversicherung.
"Als Hartz-IV-Empfängerin spare ich, wo ich kann. In diesem Fall habe ich an der falschen Stelle gespart. Das Geld für eine Hausratversicherung sollte man übrig haben", sagt Astrid Oswald.
Vieles muss entsorgt werden
Vieles, was sich in der Wohnung befand, müsse "wegen der Giftstoffe" entsorgt werden. Darunter falle beispielsweise all das, was aus Stoff sei. "Auch Couch und Garnitur sind nicht mehr zu benutzen. Ich hoffe, dass ich die Schlafzimmer- und Küchenmöbel noch gebrauchen kann", so Astrid Oswald.
Von der 310 Euro-Soforthilfe des Jobcenters habe sie die nötigsten Utensilien gekauft. Zudem nahm sie Kontakt zur Caritas und zur Tiertafel auf. "Es war ein ganz komisches Gefühl. Ich musste mich überwinden. Man fühlt sich einfach nur hilflos." Beide hätten ihr dann sehr geholfen, ist Astrid Oswald dankbar.
Hoffen auf neue Wohnung
Und sie hofft, bald eine neue Wohnung in Habinghorst zu finden. Wie es der Zufall will, ist in dem Haus, in dem ihre Tochter und ihr Enkelkind leben, eine Wohnung frei. Sie wäre perfekt für Astrid Oswald. Aber das Jobcenter spiele nicht mit, ist sie enttäuscht. "Die Wohnung übersteigt um 14 Euro den Mietpreis, der gezahlt wird. Ich würde die 14 Euro gerne selbst zahlen, aber das Jobcenter sagt, dass es dem Umzug so nicht zustimmen wird." Astrid Oswald hofft, dass sich eine Lösung finden wird. Damit der Neuanfang beginnen kann.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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