Jagd auf die Fichte: Hunderte schlugen eigenen Weihnachtsbaum im Grutholz
Bis an die Decke soll er reichen. Schön buschig soll er sein. Nicht zu groß, bitte, damit er auf den Tisch passt. So verschieden sind die Vorstellungen vom perfekten Weihnachtsbaum. Beim Christbaumschlagen des Regionalverbands Ruhr (RVR) im Grutholz am vergangenen Sonntag (17. Sonntag) wurden all diese Wünsche erfüllt.
Ausgerüstet mit Sägen aller Art, in dicken Schuhen oder Gummistiefeln und mancher auch in Arbeitshose stehen sie da und warten, dass RVR-Förster Matthias Klar das Startzeichen gibt. Dann schlagen sie sich in die Büsche, nein in die Fichten, um selbige zu schlagen. Manche entscheiden sich für den ersten Baum, den sie erblicken, andere durchkämmen die ganze Schonung nach ihrer Wunschfichte.
Etwa 2,30 Meter, damit er bis zu Decke reicht, soll der Baum sein, den Anita und ihr Sohn Jonathan vor Augen haben. Klassisch rot werden sie ihn schmücken. "Das ist ein Abenteuer. Ich habe das noch nie gemacht", sagt Anita über das Christbaumschlagen und freut sich schon auf den Duft der Fichte zuhause.
Auch Nicole und Christian Trautmann fällen mit ihren Kindern Fynn (9 Jahre) und Mila (5) zum ersten Mal selbst einen Baum. Fynn kniet auf dem Boden und testet die beiden Sägen, eine fein, eine grob, die die Familie mitgebracht hat. "Lass mich auch mal", sagt dann Mila.
"Event für die Kinder"
Überhaupt erledigen meist die Kinder der vielen Familien, die ins Grutholz gekommen sind, die Arbeit. "Das macht Spaß", sagt Fabrice (12) ganz außer Atem, als er den Stamm endlich durchgesägt hat. Zusammen mit seinen Geschwistern Muriel (6) und Jamie (9) sowie Vater Christian hat er den Baum nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. "Das ist ein Event für die Kinder, und sie können sehen, wo der Baum herkommt", erklärt Christian.
Das ist auch Holger Perl wichtig, der mit seinem Sohn Arian (12) da ist und sich die Arbeit mit ihm geteilt hat. "Außerdem kommt man ein bisschen an die frische Luft und trifft Bekannte“, erzählt er.
Angelika und Rudi Beetz kommen jedes Mal zu der RVR-Aktion. "Frischer kann ich einen Baum nicht haben", ist sie überzeugt. Nur die Arbeit wird von Jahr zu Jahr anstrengender. "Der Hinweg ist ein gemütlicher Spaziergang, aber der Rückweg dann nicht mehr", so Rudi Beetz. Denn von der Schonung zurück zum Wanderparkplatz, wo die Autos parken, sind es doch einige Minuten Fußweg.
"Kaufen kann jeder"
"Kaufen kann jeder", sagt Herbert Rodehüser, der zusammen mit Silke Hinderks einen Baum geschlagen hat. Jetzt stehen sie in der Schlange an, um bei Matthias Klar den Festpreis von 20 Euro pro Baum zu bezahlen. Danach genießen die beiden noch das Flair am Rande der Schonung, wo Wildschwein-Bratwurst, Glühwein und Kinderpunsch angeboten werden.
Mitausrichter der Aktion ist der Hegering Castrop-Rauxel, der sich um die Verpflegung der Besucher kümmert. Die Jagdhornbläser und die Waldschule mit präparierten Tieren aus den heimischen Wäldern vom Kuckuck bis zum Fuchs sind ebenfalls mit vor Ort.
Rund 2.000 Fichten hat der RVR vor einigen Jahren im Grutholz gepflanzt, die jetzt eine Höhe von bis zu drei Metern erreicht haben. Förster Matthias Klar schätzt, dass die Bäume auch noch für die kommenden beiden Weihnachtsfeste reichen werden.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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