In Pantoffelnähe: Für jeden Stadtteil ein Seniorenbüro
„Pantoffelnähe“ ist das Stichwort. Der Gedanke, bis ins hohe Alter versorgt zu werden, Bäcker, Hausarzt und Friseur quasi vor der Tür zu haben und die Wohnung erst zu verlassen, wenn einen „der Conrad“ (Bestatter) hinausbringt. Doch die Realität sieht oft anders aus. Ziel der Landesregierung ist, bürokratische Hürden für das Leben im Alter abzubauen und beispielsweise Senioren-WGs zu fördern. Der Stadtanzeiger sprach mit Martina Rosenberger vom Pflegenetz Rosenberger über Chancen und jede Menge Arbeit.
„Es ist Aufgabe der Stadt und der Kommunalpolitik, dass Menschen bis ins hohe Alter selbstständig leben können“, sagt Rosenberger. Doch vielerorts passten Versorgungsstrukturen nicht mehr zueinander. Einkaufsmöglichkeiten und andere Dinge fehlten. So auch in Castrop-Rauxel. „Es gibt immense Leerstände und manche Ortsteile, wie zum Beispiel Dingen, sind komplett abgeschnitten.“
Seniorenbüros seien ein Teil im großen Alterspuzzle. „Dortmund hat in allen zwölf Stadtteilen ein Seniorenbüro, das unter anderem mit Wohnungsgesellschaften, Krankenhäusern, Polizei oder Hausärzten zusammenarbeitet.“ Netzwerkarbeit heißt das Zauberwort.
Auch bei uns müsste in jedem Stadtteil ein Seniorenbüro vorhanden sein, meint Rosenberger.
Eine weitere Möglichkeit könnten Senioren-WGs sein. Hier gibt es das selbstverantwortete Wohnen (die Wohngemeinschaft wird von den Nutzern organisiert) oder die anbieterverantwortete Wohngemeinschaft (sie wird in aller Regel vom Pflegedienst organisiert). „Wichtig ist, im Alter nicht alleine zu sein“, weiß Rosenberger. Grundsätzlich findet sie den WG-Gedanken klasse. „Hier überlegen sich Menschen, wie sie den Alltag gemeinsam schöner gestalten können. Auch finanziell.“
Die Wohnungswirtschaft wiederum müsse begreifen, „dass sie investieren muss. Es wurden Anreize geschaffen, die Förderprogramme laufen, und das sollte man jetzt nutzen.“
Und warum Objekte, in denen viele ältere Menschen leben, nicht mit Begegnungsräumen und Aufzügen ausstatten? „Austausch ist ganz wichtig. Isolierung führt dazu, dass die Älteren schneller krank werden.“
Ghettoisierung sei der falsche Weg. Vielmehr ginge es um das „Leben im Quartier“, frei von Angsträumen und mit zentralen Anlaufpunkten.
Man müsse Stadtteile beleben und Quartiere erhalten. „Was der Mensch braucht, ist ein kleines Zentrum“, meint Martina Rosenberger.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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