"Immer gerade heraus" - Dieter Hecking im Stadtanzeiger-Interview
Manche Erinnerungen bleiben für immer - das weiß auch Dieter Hecking. „Als kleines Kind bin ich in Castrop-Rauxel mit dem Dreirad hingefallen - und seitdem habe ich eine Narbe am Oberschenkel“, verrät er lachend. Zum Abschluss unserer Serie über prominente Castrop-Rauxeler aus dem Fußball-Bereich stellen wir den Coach vom 1. FC Nürnberg vor.
Dieter Hecking sitzt im Auto, ist gerade auf dem Rückweg nach Nürnberg. Seine Familie lebt in der Nähe von Hannover, also pendelt Hecking. „Ich führe eine Wochenend-Ehe“, sagt der 46-Jährige. Im Stadtanzeiger-Interview spricht er über Job, Familie und seine Castrop-Rauxeler Vergangenheit.
Viele wissen gar nicht, dass Sie in Castrop-Rauxel geboren wurden. Wie lange haben Sie eigentlich hier gelebt?
Bis zu meinem dritten Lebensjahr. Dann sind wir nach Soest gezogen, weil sich mein Vater berufsbedingt verbessern konnte.
Also gibt‘s auch keine Verbindungen mehr in unsere Stadt?
Nein- bis auf die Narbe (lacht).
Und heute sind Sie Trainer in Nürnberg. Zur neuen Saison sind mit Ekici und Gündogan zwei ganz wichtige Spieler zu anderen Clubs gegangen. Kann man das überhaupt kompensieren?
„Eins zu eins kann man sie nicht ersetzen. Das ist eben das Los von Vereinen wie Nürnberg. Aber wir sind auch stolz, dass zwei junge Spieler den Sprung zum Deutschen Meister und nach Bremen geschafft haben. Außerdem wollen wir auch Ausbildungsverein sein, Spieler entwickeln und gute Ablösesummen erzielen, um uns dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren. Bei Gündogan ist uns das mit der guten Ablöse ja auch gelungen.
Alle reden vom „Jugendstil“. Wie sieht‘s in Nürnberg aus?
Wer im Training durch ordentliche Leistungen auf sich aufmerksam macht, bekommt das Vertrauen. Junge Spieler dürfen Fehler machen. Hier setze ich auf den Lerneffekt. Ich denke, dass der Druck in Nürnberg nicht so groß ist wie in anderen Vereinen. Wichtig ist, dass die Jungen eine professionelle Einstellung mitbringen.
Wie würden Sie den Trainer Dieter Hecking beschreiben?
Als eine ehrliche Haut, immer gerade heraus. Die Spieler können zu mir kommen, wenn sie Sorgen haben. Das Menschliche darf bei dem ganzen Druck nicht zu kurz kommen - und so gehe ich auch mit den Spielern um. Und ich bin ein akribischer Arbeiter.
Und was ist mit dem Menschen Dieter Hecking?
(überlegt) Der ist eigentlich genau wie der Trainer. Es klingt vielleicht altmodisch, aber Zuhause habe ich Werte wie Pünktlichkeit und Ehrlichkeit vermittelt bekommen.
Apropos Zuhause: Kann man als Trainer eigentlich auch mal vom Job abschalten?
Ganz funktioniert das nicht. Der Fußball holt einen auch privat immer wieder ein. Aber meine Familie trägt das mit, meine Kinder sind damit aufgewachsen. Und wenn ich dann bei der Familie bin, bleibt das Handy auch mal einen Tag ausgeschaltet.
Wenn das Handy wieder an ist und Sie einen Anruf von Ihrem Sportdirektor kriegen würden, der sagt: ‚Wir verpflichten deinen Wunschspieler.‘ Wer wäre das?
Lionel Messi würde ich gerne trainieren. Er spielt einfach einen fantastischen Fußball. Und Mario Götze ist ebenfalls ein toller junger Spieler.
Angenommen, wir führen dieses Gespräch in drei Jahren noch einmal. Wo sehen Sie sich?
Mein Vertrag in Nürnberg läuft bis 2014 und ich möchte ihn gern erfüllen. Dazu gehören natürlich immer beide Seiten. Ich hoffe, dass der Verein in drei Jahren sagt, dass ich den Weg mit jungen Leuten erfolgreich weiter gegangen bin.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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