„Hinter der Fassade“ – Teil 6: „Haus Cohen“ prägt den Altstadtmarkt mit
An schönen Häusern, die den Altstadtmarkt prägen, mangelt es nicht. Eines davon ist das Wohn- und Geschäftsgebäude Am Markt 24/25, das „Haus Cohen“, das über viele Jahrzehnte das Café Vogelsang beherbergte.
Das dreigeschossige Haus wurden von den Dortmunder Architekten Otto Spenhoff und Heinrich Strunck für die Witwe Levi Isaak Cohen entworfen und von 1908 bis 1911 erbaut. Zuvor hatte an der Stelle ein Fachwerkhaus gestanden, das ebenfalls in ihrem Besitz gewesen war.
Das neue Gebäude wurde in der für den Marktplatz typischen Reformstil-Architektur errichtet. Die Sandsteinfassade ist im oberen Drittel mit verschiedenen Ornamenten verziert, und von Säulen getragene Balkone bieten einen Blick auf den Platz. Die Hausecken zum Markt und zur Mühlengasse sind abgerundet und jeweils mit den Köpfen der drei biblischen Könige Saul, David und Salomo verziert – ein Hinweis auf die jüdische Bauherrschaft.
Die Besitzerin eröffnete ein Schuhgeschäft, und ein Fotograf richtete ein Atelier in dem Gebäude ein, dessen Adresse bis 1976 Wittener Straße 6/8 lautete. 1939 kaufte das Ehepaar Vogelsang das Haus und betrieb darin das Café Vogelsang.
Öffentlicher Luftschutzraum
Weil das Haus über ein ungewöhnlich stabiles Fundament verfügt, wurde im Kellergeschoss 1939 ein öffentlicher Luftschutzraum gebaut. Bei Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs fanden die in der Nähe wohnenden Menschen hier Schutz.
Im und nach dem Krieg, aus dem ihr Mann nicht zurück kam, führte Hedwig Vogelsang das Café allein. 1959 übergab sie es an die Familie Hentrich, die es bis 1988 unter dem bekannten Namen weiterbetrieb. Das Haus Am Markt 24/25 vererbte sie zwei Nichten, in deren Besitz es bis heute ist.
Wo das Café war, ist heute ein Geldinstitut, und wo einige Jahre lang Herbert Cunitz Blumen und Kunstgewerbe anbot, ist seit 1983 der Sitz des Altstadt-Juweliers Zimmer. Eröffnet wurde das Geschäft von Siegfried Zimmer, der es einige Jahre später an seinen Sohn Matthias übergab.
Mit der Übernahme der Geschäftsräume durch den Juwelier wurde der Eingang, der auf der Ecke zur Mühlengasse gelegen hatte, zur Straße Am Markt verlegt. Und der Castrop-Rauxeler Bildhauer und Künstler Jan Bormann versah die Fassade des Hauses Am Markt 25 Mitte der 1980er Jahre mit einem neuen Sandstein und individualisierte diesen mit Handwerkszeichen der Goldschmiede.
Heute steht das „Haus Cohen“ unter Denkmalschutz – nicht zuletzt deswegen, weil es ein Beleg für die starke jüdische Gemeinde in Castrop in der Zeit seiner Erbauung vor gut 100 Jahren ist.
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Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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