„Hinter der Fassade“ – Teil 5: Vom Amtshaus zum Rathaus
Prachtvoll steht es auch heute noch an der Ringstraße 29: das Alte Rathaus. Es wurde in den Jahren 1904/05 errichtet, und wenn man der historischen Überlieferung glauben darf, wählten die Erbauer den Platz ganz bewusst. Von diesem etwas erhabenen Standort aus konnten die Rauxeler aus ihrem Amtshaus nämlich auf die Castroper hinabschauen.
Der Bau des ursprünglichen Amtshauses wurde beschlossen, nachdem 1902 die Stadt Castrop und das Amt Rauxel gebildet worden waren. Dadurch ergab sich der kuriose Umstand, dass das Verwaltungsgebäude von Rauxel nun in Castrop lag, an der Ecke Wittener und Viktoriastraße. Daher entschieden die Rauxeler, ein Amtshaus auf eigenem Grund und Boden haben zu wollen.
Als Baugrundstück überließ die Gemeinde Rauxel dem Amt Rauxel unentgeltlich ein Grundstück, das sie zuvor vom Landwirt Wilhelm Hubbert jun. erworben hatte. Die Amtsvertretung kaufte zwei weitere Grundstücke hinzu, darunter eine Splissparzelle von der Lambertus-Gemeinde.
Auch schon vor mehr als 100 Jahren gab es Kostenexplosionen beim Bau von Gebäuden: Die Investitionssumme für den Bau des Amtshauses – eine zweigeschossige Zweiflügelanlage mit Sandsteinfassaden im Stil der Neorenaissance – sollte 110.000 Mark nicht übersteigen, aber später mussten 40.000 Mark zusätzlich bewilligt werden.
Neben den Amtsräumen beinhaltete das neu errichtete Gebäude an der Ringstraße eine Wirtschaft im Ratskeller, die verpachtet wurde, sowie zwei Wohnungen, die an einen Amtmann sowie einen Amtssekretär vermietet wurden.
Ab 1926 Rathaus von Castrop-Rauxel
Von 1926 an, als aus Rauxel und Castrop die Stadt Castrop-Rauxel gebildet wurde, diente das Gebäude als Rathaus. Im Zweiten Weltkrieg wurde der markante Turm an der Hauptfront zerstört, und 1955 wurde das Haus auf drei Geschosse aufgestockt.
1975 wurde es als Verwaltungssitz durch das neue Rathaus am Europaplatz abgelöst, und schließlich verkaufte die Stadt das Haus 1993 an einen Privatbesitzer. Ende 2015 wurde das sanierungsbedürftige Haus, das mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde, zwangsversteigert und von der Bankaktiengesellschaft BAG erworben, die seitdem peu à peu freigezogene Büros und Wohnungen renoviert.
Aktuell befinden sich im Alten Rathaus mehrere Wohnungen sowie diverse Unternehmen und Dienstleister, darunter ein Fotostudio, eine Webagentur, eine Psychotherapiepraxis, eine Musikschule, ein Sicherheitsdienst, ein Designbüro, ein Mobiler Pädagogischer Dienst, ein Versicherungsmakler und eine technische Redakteurin.
Weitere Artikel der Reihe:
Haus Henrichenburg
Ehemalige Bürgermeistervilla
Bauhaus-Villa Bahnhofstraße
Alte Mühle Frohlinde
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.