„Hinter der Fassade“ – Teil 4: Mühle ohne Mühlrad
Das charakteristische Mühlrad fehlt seit einigen Jahren, aber das Gebäude an der Straße Mühlenkamp 17 wurde über viele Jahrzehnte als Mühle genutzt. Und im Inneren des Hauses gibt es auch noch einige technische Überreste, die von der industriellen Vergangenheit des Gebäudes zeugen: vom Mühlstein bis zum Getriebe.
Schon seit dem 13. Jahrhundert wurde an dieser Stelle in Frohlinde Korn gemahlen. Die Mühle und der dazugehörige Teich gehörten zum ehemaligen Reichshof und späteren Oberhof Frohlinde. Denn nur dem Adel oder den Vertretern der Oberhöfe war es gestattet, eine Mühle zu betreiben, wobei die in Frohlinde immer verpachtet wurde.
Sie war eine sogenannte Bannmühle, was bedeutete, dass die Bauern von Frohlinde und aus der Umgebung ihr Korn nur hier mahlen lassen durften. Die Abgaben an den Landesherrn waren eine wichtige Einnahmequelle für den Landadel. In Frohlinde galt dieser Bann noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts.
Die ersten Mühlen an dem Standort waren aus Holz oder Fachwerk und brannten ab oder mussten aufgrund ihres Alters abgerissen werden. Das jetzige Gebäude wurde um das Jahr 1800 aus Feldbrandsteinen erbaut.
Wasser – Dampf – Elektrizität
Ab 1907 betrieb die Pächterfamilie Grothe die Mühle. In den ersten Jahren mahlte sie das Korn wie ihre Vorgänger noch mittels Wasserkraft. Dazu wurde das Wasser des Mühlenteiches über ein seitlich am Haus angebrachtes Wasserrad geleitet, das dann wiederum die Mahlgänge in Bewegung setzte. Da durch den Bergbau verursachte Bodensenkungen allerdings das Wasser des Mühlenbachs verkümmern ließen, wurde die Mühle in den 1920er Jahren auf Dampfbetrieb umgestellt.
Als das Wasser des Bachs durch Tagesbrüche immer weiter zurückging, folgte 1949 eine weitere Umstellung, diesmal auf Elektrizität. Von da an kam der Strom auf Knopfdruck, was dem Müller Josef Grothe zudem die Pflege des hölzernen Wasserrades ersparte. Er war der letzte Pächter der Frohlinder Mühle, und 1988 beendete er ihren Betrieb mit dem letzten Mahlgang.
Mühlenteich
Nicht nur der Bach führte immer weniger Wasser mit sich; auch der Mühlenteich, der im Krieg als Löschwasserreserve gedient hatte, verschlammte und war bereits um 1960 fast verlandet. 1971 wurde er erstmalig ausgebaggert, und bekanntlich soll er nach der Sanierung der ehemaligen Deponie Brandheide entschlammt werden.
1995 wechselte die alte Mühle Frohlinde den Besitzer, wurde von Grund auf saniert und dient jetzt als Wohnhaus. Mittlerweile steht sie unter Denkmalschutz, da sie daran erinnert, dass Castrop-Rauxel in der vorindustriellen Zeit landwirtschaftlich geprägt war.
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Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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