Häuser vor dem Abriss / Mieter: "Ich möchte hier nicht weg!"

Zwischen sechs Monaten und 59 Jahren leben Alwin Taczanowiak (v.l.), Nadine Jensch, Ralf Klas, Volker Buckenleib und Ursula Madaus an der Stettiner Straße. Alle Mieter haben  in ihre vier Wände investiert. Und sie möchten hier nicht weg. Foto: Thiele
  • Zwischen sechs Monaten und 59 Jahren leben Alwin Taczanowiak (v.l.), Nadine Jensch, Ralf Klas, Volker Buckenleib und Ursula Madaus an der Stettiner Straße. Alle Mieter haben in ihre vier Wände investiert. Und sie möchten hier nicht weg. Foto: Thiele
  • hochgeladen von Nina Möhlmeier

Insgesamt 24 Wohneinheiten an der Stettiner Straße und am Sonnenschein sollen abgerissen werden (der Stadtanzeiger berichtete). Man sei bemüht, „eine sozialverträgliche und ebenso individuelle Lösung anzubieten“, hatte Dr. Marie Mense, Sprecherin des zuständigen Wohnungsunternehmens Vivawest, auf Stadtanzeiger-Nachfrage erklärt. Derweil machen sich Wut und Hilflosigkeit an der Stettiner Straße breit. „Man hat mir meinen Lebensmittelpunkt unter den Füßen weggezogen“, sagt Mieter Volker Buckenleib. Dass es hier „sozialverträglich“ zugehe, bezweifelt er.

Seit 20 Jahren lebt der 47-Jährige in dem 1952 gebauten Haus an der Stettiner Straße. Andere Mieter wohnen seit 59 beziehungsweise 45 Jahren hier.
Gerüchte, dass Häuser in den Aapwiesen abgerissen werden sollten, kursierten schon länger. Im Dezember habe er bei einem Anruf bei Vivawest bestätigt bekommen, dass es passieren werde, sagt Buckenleib. Daraufhin hätten auch andere Mieter beim Unternehmen angerufen, jedoch keine „Abrissbestätigung“ erhalten. Das Ganze trage nicht unbedingt zur Vertrauensbildung bei.

Gutachten

Nach Auskunft von Vivawest habe man die Wohneinheiten von einem Gutachter stichprobenartig untersuchen lassen, nachdem an und in den Häusern erhebliche Rissbildungen festgestellt worden seien. „In meinem Haus sind keine Risse“, sagt Buckenleib.
Weiter teilte das Unternehmen mit, dass problematische Bodenverhältnisse und damit eine prinzipiell mangelnde Tragfähigkeit des Baugrundes festgestellt worden seien. Eine Sanierung der Objekte sei unwirtschaftlich, da die Schäden an den Häusern auf Sicht substanzgefährdend seien.
„Ich habe mit vielen Mietern gesprochen. Niemand hat gesehen, dass eine Bohrung durchgeführt wurde. Wie wurde dann ein Bodengutachten erstellt?“, fragt sich Volker Buckenleib.

"Müssen Häuser wirklich abgerissen werden?"

Er habe Vivawest vorgeschlagen, dass er das Haus, in dem er wohne (und in das er viel Geld investiert habe) und ein anderes kaufe, aber das Unternehmen habe dies abgelehnt. Auf der anderen Straßenseite sei jedoch in der Vergangenheit ein Haus verkauft worden, das schief sei und Risse habe, wundert sich Buckenleib.
Er zweifele daran, dass die Mehrheit der Häuser abrissreif wären.
„Wenn die Häuser abgerissen würden, könnten die zwei vorgelagerten großen Grundstücke (eins liegt vorne, eins hinten an der Stettinger Straße) prima vermarktet werden“, so die Vermutung.

Umzugsverhandlungen

Derweil führt Vivawest mit den betroffenen Mietern erste Umzugsverhandlungen und habe bereits „ konkrete Angebote für Alternativwohnungen aus unserem Bestand unterbreitet.“
Etagenwohnung statt Reihenhaus sei das Angebot gewesen, das er erhalten habe, so Buckenleib. „Kleiner, ohne Garten, dafür aber für viel mehr Miete. Ich verlange ja keinen Palast oder eine Villa, sondern nur das, was ich jetzt habe. Wenn ich den Status quo halten will, dann müsste ich kaufen. “
Aber eigentlich will Volker Buckenleib das alles nicht. „Ich möchte hier nicht weg“, sagt er.

Mehr zum Thema lesen Sie hier:
http://www.lokalkompass.de/castrop-rauxel/leute/ickern-24-haeuser-werden-abgerissen-d509609.html

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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