„Gute Freunde sind mehr wert als die beste Pille“
Um Solidarität mit den HIV-Infizierten zu zeigen, wird jedes Jahr am 1. Dezember der Welt-AIDS-Tag begangen. So auch dieses Jahr. Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts haben sich 2012 ca. 750 Menschen in NRW mit dem Virus angesteckt, und rund 18.000 Menschen mit HIV/AIDS leben in NRW. Einer von ihnen ist Markus (Name geändert) aus Castrop-Rauxel.
1995 erfuhr der heute 42-Jährige bei einer Operation, dass er mit dem HI-Virus infiziert ist, nachdem im Jahr 1992 ein Test negativ ausgefallen war. Vermutlich hat er sich über einen sexuellen Kontakt angesteckt.„Damals bedeutete das für mich, dass ich vielleicht noch drei Jahre zu leben haben würde und die Zeit intensiv nutzen sollte“, erinnert er sich.
Das ist 17 Jahre her, und dank der Medikamente, die gut eingepegelt seien, sagt Markus heute über sich, dass er eigentlich gut lebe. Zurzeit halten die Tabletten, die er täglich nehmen muss, den Virus in Schach.
Nichtsdestotrotz muss er mit gesundheitlichen Einschränkungen leben, denn die Medikamente greifen sein Herz an. 2003 hatte er den ersten Infarkt, 2011 den zweiten, und erst letzte Woche setzte man ihm zwei Stents ein, weil eine Arterie verstopft war. „Ich kann normal spazierengehen, aber da ich zügige Schritte mache, werde ich bei längeren Spaziergängen langsamer“, schildert Markus seinen Gesundheitszustand.
Seit 2010 ist er außerdem Rentner, nachdem er schon 1996 berufsunfähig geschrieben wurde. „Da bin ich damals noch so reingerutscht. Heute arbeitet man länger“, weiß er.
Als Markus 1995 die Diagnose bekam, hat er kaum negative Kritik erfahren. „Ich hatte echt Glück, dass ich viele Freunde in der Schwulenszene habe, die gut damit umgehen können.“ Denn das soziale Umfeld ist ganz wichtig, ist er überzeugt. „Gute Freunde sind mehr wert als die beste Pille.“ Auch seiner Mutter, seinen Schwestern und dem Bekanntenkreis erzählte er nach und nach von seiner Infizierung, ohne Ablehnung zu erfahren. Nur ein negatives Erlebnis ist ihm im Gedächtnis. „Vor etwa zwölf Jahren wollte ich Mitglied in einem Sportstudio werden, aber man hat mich nicht aufgenommen. Damals war mir klar, dass Sport nun für mich Geschichte ist“, erzählt er.
Markus hofft, dass er noch lange leben wird, schränkt aber ein: „Ich muss auf mein Herz aufpassen.“ Zudem hofft er, dass er seine HIV-Medikamente nicht mehr umstellen muss, denn jedes Mal braucht sein Körper mehrere Wochen, um sich darauf einzustellen. Hautausschlag und Abzesse sind dann die Folge.
Informationen
Zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember ist der Verein Rosa Strippe aus Bochum von 11 bis 13 Uhr mit einem Infostand auf dem Münsterplatz vertreten.
„Der Kreis Recklinghausen ist nicht die Hochburg bei der Zahl der HIV-Infizierungen“, so Astrid Platzmann-Scholten, Leiterin der Beratungsstelle für AIDS des Gesundheitsamtes des Kreises Recklinghausen. Allerdings sei bundesweit bei den sexuellen Übertragungen von Mann zu Mann erneut ein Anstieg zu verzeichnen.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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