Geplanter Kita-Neubau sorgt weiter für Zündstoff
Es ging hoch her bei der Bürgerversammlung zum geplanten Neubau der AWO-Kindertageseinrichtung Henrichenburg an der Hedwig-Kiesekamp-Straße. Rund 100 Bürger waren am Donnerstagabend (16. April) ins Maximilian-Kolbe-Haus gekommen, wo das Bauvorhaben der Arbeiterwohlfahrt und des Bauträgers BIB im Fokus stand. Niemand stellte in Abrede, dass Handlungsbedarf besteht, um die in die Jahre gekommene und marode Kita zukunftsfähig zu machen und so ein Betreuungsangebot weiter zu gewährleisten. Dass die neue Kita aber auf einem Teil des Geländes des ehemaligen katholischen Friedhofes errichtet werden soll, erhitzt(e) viele Gemüter.
„Es ist unverschämt, pietätlos und traurig, dass der alte Friedhof für eine Bebauung freigegeben werden soll“, meinte ein Anwohner.
„Ich will nicht verhehlen, dass es emotionale Gründe gibt, die gegen eine Nutzung sprechen“, so der Technische Beigeordnete Heiko Dobrindt.
Grünes Licht
Die Umwandlung eines Friedhofes gehöre jedoch zur Entwicklungsgeschichte. Zudem habe es von der Politik einen einstimmigen Auftrag gegeben, ein entsprechendes Baurecht zu schaffen, erinnerte er. Damit auf dem ehemaligen Friedhof überhaupt gebaut werden darf, hatte die Politik im vergangenen Jahr grünes Licht gegeben, um eine so genannte „Abrundungssatzung“ aufstellen zu können. Sie ist notwendig, um auf dem Gelände bauen zu dürfen. Die alte Einrichtung soll indes zurückgebaut und wieder in eine Freifläche überführt werden.
Fragen
„Warum reißt man das alte Gebäude nicht ab und baut auf derselben Fläche neu?“, so eine der Fragen. Die Kinder könnten für diese Zeit beispielsweise im Maximilian-Kolbe-Haus untergebracht werden, lautete ein Vorschlag.
Die Kosten für eine wie auch immer geartete Übergangslösung seien immens, erklärte Anke Theissing, Geschäftsführerin der Immobilien- und Bauträgerfirma BIB. Sie lägen zwischen 70.000 und 100.000 Euro. „Wer soll das zahlen?“
Welche weiteren Grundstücke denn geprüft worden seien, wollte man wissen. „Was ist mit der Fläche am Alten Garten?“, hakte Frank Boente mehrfach nach, erhielt jedoch keine Antwort.
"Viel eher reden"
„Gibt es eine Möglichkeit, ergebnisoffen zu prüfen, ob es vielleicht einen Alternativstandort gibt?“, fragte CDU-Chef Michael Breilmann.
Hier gelte es, zeitliche Bindungen zu berücksichtigen, so Dobrindt. Er schlug vor, „eine Woche Zeit zu nehmen, um Möglichkeiten zu prüfen.“
Seit Februar 2014 stünde fest, dass auf der Fläche gebaut werden solle. „Warum wurde die Bevölkerung nicht eher eingebunden? Wir hätten viel eher darüber reden und eine vernünftige Lösung finden können“, kritisierte CDU-Ratsherr Josef Berkel.
"Müssen andere Lösung finden"
Es müsse eine andere Lösung gefunden werden, forderte Leonore Schröder. Es sei auch eine Frage des Prinzips: Erhalte man einen Friedhof als Grünfläche oder nicht? Im Fall der alten Friedhofsfläche an der Bochumer Straße habe man dies getan. „Es kann doch nicht sein, dass man an der einen Stelle bebaut und an der anderen nicht.“
Der Friedhof sei als solcher zu erkennen und habe kulturellen Wert. „Er ist immer noch Anlaufstelle für viele Ältere, die diesen Ort besuchen“, ergänzte Boente.
„Das einzige, was ich auf der Fläche sehe, sind Hundehalter, die ihre Hunde generell frei laufen lassen. Außerdem ist das Gelände ein Müllabladeplatz. Wenn dort Müll abgeladen wird und Hunde dort ihr Geschäft verrichten, finde ich das viel pietätloser, als einen Kindergarten auf der Fläche zu errichten“, stellte eine Bürgerin fest.
"Sind zwingend auf Kita angewiesen"
„Wir sind zwingend auf die Kita angewiesen“, machte eine Mutter deutlich. Die Nähe zur bisherigen Kita sei ausschlaggebend für die angedachte Lösung gewesen, erklärte Anke Theissing. Dies wird auch von vielen Eltern befürwortet.
Noch in den Jahren 1947 und 1950 seien Verstorbene auf dem alten Friedhof beerdigt worden. Im Falle der „47er-Beerdigung“ habe man „das Fleckchen Erde für 99 Jahre gekauft“, hat Hermann-Josef Oberven, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Henrichenburg, erfahren.
Er gehe davon aus, dass der Friedhofsträger „auf Herz und Nieren geprüft hat, ob es Rechte gibt, die urkundlich belegt sind. Es wird nichts über vertragliche Verbindungen bekannt sein, denn sonst würde man die Fläche nicht freigeben“, betonte Heiko Dobrindt.
Man müsse unter Abwägung aller Gesichtspunkte zu einer „vernünftigen Entscheidung“ kommen, erklärte er und kündigte an, dass es eine weitere Bürgerbeteiligung geben werde.
Hintergrund:
Der Mietvertrag für das Gebäude in zweigeschossiger Bauweise (Gesamtnutzfläche: 592 qm; Außenspielfläche: ca. 1.254 qm) soll 20 Jahre laufen. Falls sich der Bedarf ändern sollte, gibt es (frühestens in 20 Jahren) die Option, das Gelände in Wohnnutzung (Seniorenwohnungen) umzuwandeln.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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