Für Einsame und Bedürftige: Heiligabend im Wichernhaus
An Heiligabend soll in unserer Stadt niemand alleine sein. Und deshalb öffnet das Wichernhaus am 24. Dezember, 15 bis 20 Uhr, zum bereits 40. Mal seine Pforten. „Es ist gut, dass es diese Veranstaltung gibt, aber es ist traurig, dass es so etwas geben muss“, sagt Bürgermeister Johannes Beisenherz. „Das ist ein Spiegelbild einer kälter werdenden Gesellschaft.“
Alles fing vor 39 Jahren an. Dank der Initiative des Pfarrgemeinderates der Heilig- Kreuz-Gemeinde wurde die Veranstaltung aus der Taufe gehoben. „Man dachte sich: Was in Herne funktioniert, klappt auch in Castrop-Rauxel“, sagt Beisenherz, der zu den Mitbegründern gehört.Es lief schleppend an. „Beim ersten Mal kamen sieben Obdachlose und der damalige Leiter des Obdachlosen-asyls.“ Auch bei der zweiten Auflage sei die Resonanz gering gewesen.
Dann holte man die Luthergemeinde mit ins Boot und zog von Heilig Kreuz ins Wichernhaus um. Mit Erfolg. „Beim dritten Mal kamen über 50 Menschen.“ Und danach stieg die Personenzahl von Jahr zu Jahr. Mittlerweile schauen über 100 Menschen an Heiligabend im Wichernhaus vorbei. „Es sind Menschen, die niemanden haben, mit dem sie feiern können, oder die in ihrer Sozialstruktur so gebeutelt sind, dass sie für jeden Moment froh sind, an dem sie etwas Wärme und Essen bekommen“, weiß der Bürgermeister. Zunehmend kämen auch junge Familien hinzu. „Eine Familie aus Bosnien mit ihren drei Kindern war die erste. Das ist jetzt rund acht Jahre her. Seitdem kommen die Eltern mit ihren Kindern immer an Heiligabend vorbei“, blickt Ute Pfahlburger zurück. Sie gehört seit nunmehr 23 Jahren zum Helferkreis, Annegret Söding seit 22 Jahren. Rund 30 ehrenamtliche Helfer, aufgeteilt in zwei Teams, stemmen den Tag seit rund vier Jahrzehnten. „Die Gruppe ist im Kern sehr stabil. Wer einmal Helfer war, kommt immer wieder“, sprechen Ute Pfahlburger und Annegret Söding aus Erfahrung. Auch bei Johannes Beisenherz ist das so: „Bei uns ist Heiligabend danach gestrickt worden“, sagt er.
Das Programm wuchs in den Jahren stetig. Es gibt Speis und Trank, eine Musikschule aus Recklinghausen sorgt im fünften Jahr für den musikalischen Rahmen, der Weihnachtsmann gibt sich die Ehre, kleine Geschichten und Gedichte werden vorgetragen, man singt gemeinsam bei Kerzenschein und kommt ins Gespräch.
Und was treibt die Helfer an, sich jahrzehntelang zu engagieren? „Es macht uns Freude. Und es ist schön, wenn man anderen an diesem Tag eine Freude machen kann“, sagt Ute Pfahlburger.
Hintergrund:
- Einlass ist um 14.30 Uhr.
- „Heiligabend im Wichernhaus“ finanziert sich ausschließlich über Geld- und Sachspenden.
- Gegen 20 Uhr bringt ein Bus von Zeretzke alle Gäste, die dies wünschen, kostenlos nach Hause.
- Wer keine Möglichkeit hat, zum Wichernhaus zu kommen und tatsächlich auf Hilfe angewiesen ist, kann sich unter Tel. 02305/23805 (Familie Süper) oder Tel. 02305/63078 (Familie Beisenherz) melden.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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