Für 98 Tage "Ma Vanessa"
Sie haben wenig. Und trotzdem: „Die Menschen in Ghana sind freundlich, offen, tolerant und strahlen ein positives Lebensgefühl aus“, sagt Vanessa Koczwara (23). 98 Tage lebte die Rauxelerin in Ghana. In Prampram arbeitete sie im Kinderheim „Kinder Paradise“. Ihr Fazit: „Ich würde es wieder tun.“
Der „so ganz andere Geruch“ war das erste, was sie wahrnahm, als sie aus dem Flieger stieg, erzählt Vanessa. Wirklich beschreiben („irgendwie süßlich“) kann sie ihn nicht. Spät abends landete die Studentin der Sozialen Arbeit in Ghana. „Als ich im Kinder Paradise ankam, waren die Kinder schon in ihren Wohnhäusern. Einige guckten aus den Fenstern, grüßten mich und riefen: ‚The new volunteer has arrived.‘“
Ihr Moskitonetz im Zimmer musste sie im Dunkeln aufhängen. Das Licht funktionierte nicht. Wie so oft.
Es sei ihr wichtig gewesen, direkt in der Einrichtung zu wohnen, sagt Vanessa. Zwei- bis 17-Jährige leben hier. Sie sind Waisen, Straßenkinder oder Kinder behinderter Eltern, die sich nicht um sie kümmern können.
„Ich war aufgeregt und habe mich gefragt, wie sie wohl auf mich reagieren.“ Die Nervosität legte sich am nächsten Morgen. „Alle 30 Mädchen, die im Mädchenhaus wohnen, standen um mich herum und wollten wissen, wie ich heiße und wo ich herkomme“, lächelt Vanessa. Später sei sie von den Kindern „Ma Vanessa“ genannt worden. „Sie waren glücklich, einfach mal in den Arm genommen zu werden.“
Was die Hygiene betrifft, sei das Kinder Paradise weit vorne, meint Vanessa. „Ich habe in Ghana ein staatliches Kinderheim besucht. Da habe ich schwer mit den Tränen gekämpft. Es war dreckig, die Babys lagen wie im Taubenschlag in Betten, die Zustände waren katastrophal“, erinnert sie sich.
Ihr sei bewusst geworden, wie verschwenderisch man mit vielem umgehe. Wasser kommt im Kinder Paradise nicht aus der Leitung, sondern aus dem Wassertank oder der Kläranlage, die auf dem großen Gelände steht. „Einmal am Tag habe ich Wasser geholt. Die Mädchen haben mir gezeigt, wie man den Krug direkt auf dem Kopf trägt.“
Am Anfang habe sie gedacht, sie würde das alles nicht schaffen, verrät die junge Castrop-Rauxelerin. „Als ich dann schließlich im Taxi Richtung Flughafen saß, wollte ich bleiben. Und wenn ich jetzt an Ghana zurück denke, glaube ich manchmal, das alles ein Traum war.“
Hintergrund:
Das Kinder Paradise ist eine gemeinnützige Nicht-Regierungs-Organisation. Sie wurde 1998 von Ghanaern und Deutschen gegründet.
Für den Unterhalt des Tageszentrums und um weitere Wohnanlagen und Funktionsgebäude errichten zu können, werden Spenden benötigt:
. Spendenkonto
Stichwort: Project Ghana
Dresdner Bank AG Hamburg
BLZ 200 800 00
Kto.Nr. 3411 44800
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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