Eine brennende Kerze gegen das Vergessen

Melanie und Michael Richter

Eine Welle von Licht wandert jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember um den Globus. Denn mit der Aktion „Worldwide Candle Lighting“ gedenken Familien auf der ganzen Welt ihrer verstorbenen Kinder, auch in Castrop-Rauxel.

Weltweit stellen dann Menschen, die ein Kind betrauern, um Punkt 19 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster. Ein Zeichen der Liebe und Verbundenheit zu den verstorbenen Kindern, aber auch ein Zeichen gegen das Vergessen.
Auch Melanie und Michael Richter aus Castrop-Rauxel kennen diesen Tag, denn der 29. Mai 2010 veränderte ihr Leben auf tragische Weise. Tochter Leonie starb mit nur dreieinhalb Monaten an einer Hirnhautentzündung.
Seitdem kämpft die junge Familie täglich gegen den Schmerz, das Vergessen, aber auch für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft. „Der Tod von Leonie ist immer noch ein Albtraum für uns, aber wir haben gelernt, damit umzugehen“, berichtet Melanie Richter. Tapfer blickt die junge Frau nach vorne, gründete kurze Zeit nach Leonies Tod den Verein „Sternenkinder“ und erwartet nun hoffnungsvoll die Geburt ihres zweiten Kindes im Dezember. „Kein Kind wird jedoch Leonie jemals ersetzen“, erklärt die junge Mutter. Der Schmerz um das verlorene Kind, da ist das Ehepaar sich sicher, wird nie vergehen. Aber nicht nur der Verlust der Tochter schmerzt, auch Menschen in ihrem Umfeld stoßen den beiden immer wieder mit Bemerkungen wie „Ihr seid doch noch jung, ihr könnt doch noch Kinder haben“, vor den Kopf. „Schlimm finde ich auch, dass einige Bekannte, die uns jetzt sehen, die Straßenseite wechseln, weil sie nicht wissen, wie sie sich uns gegenüber verhalten sollen“, berichtet Michael Richter. Viele Freunde, so gesteht das Paar, haben sie seit Leonies Tod verloren.
Doch auch neue Menschen sind hinzugekommen. Der Verein „Sternenkinder Vest“, bei dem Melanie Richter die erste Vorsitzende ist, trifft sich regelmäßig einmal im Monat. Betroffene Eltern tauschen sich aus, helfen und unterstützen sich gegenseitig. Zudem organisiert der Verein Veranstaltungen und die verschiedensten Aktionen. „Unter anderem haben wir auf der Förderradwiese, zwischen Rathaus und Hallenbad, Hainbuchen für unsere verstorbenen Kinder gepflanzt. Es ist ein Gedenkplatz, an dem man sich trifft, gemeinsam erinnert und seine Trauer mit anderen teilen kann“, erklärt Melanie Richter. Als nächstes möchten die Eltern eine Skulptur für ihre „Sternenkinder“ errichten lassen. Um solche und ähnliche Projekte finanzieren zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Am Samstag (10. Dezember) um 16 Uhr veranstaltet der Verein in der Aula des Adalbert-Stifter-Gymnasiums ein Weihnachtskonzert. Der Vorstand lädt alle Castroper dazu ein.

HINTERGRUND:

Als Sternenkinder bezeichnet man häufig Babys, die als Tot- oder Fehlgeburt zur Welt kommen oder bereits kurze Zeit nach der Geburt sterben.
Infos zum Verein Sternenkinder-Vest gibt es auf der Internetseite: www.sternenkinder-vest.de oder unter Tel. 0171/266 11 66.
Spendenkonto: Sparkasse Vest Recklinghausen, BLZ: 426 501 50, Kontonummer: 11 520 277 00

Autor:

Verena Reimann aus Oberhausen

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