Die psychische Gewalt nimmt zu: Elsbeth Kroh über 25 Jahre Castroper Frauenhaus
„Mittlerweile haben wir sehr viel häufiger Fälle von psychischer Gewalt. Da gibt es Frauen, die vom Zwang des Elternhauses direkt in den Zwang in der Ehe übergehen“, weiß Elsbeth Kroh vom Verein „Frauen helfen Frauen“. Seit mittlerweile 25 Jahren gibt es das Castroper Frauenhaus, für das sich die 68-Jährige engagiert. Eine Zeit, in der sich viele Dinge verändert haben.
„Früher hatten wir es überwiegend mit Opfern direkter Gewalt zu tun“, erklärt Elsbeth Kroh. Über die Jahre sei jedoch vieles komplizierter geworden. So gebe es immer häufiger Fälle, in denen sich sehr junge Frauen Hilfe suchend an das Frauenhaus wenden. „Es sind überwiegend Frauen mit Migrationshintergrund, die hier aufgewachsen sind und bestimmte Zwänge ihrer Familien nicht akzeptieren“, berichtet Kroh. Aber auch die Zahl der alten Frauen, die erst sehr spät anfangen, sich zu wehren, sei gestiegen.„Es gibt Frauen, die jahrelang stillgehalten haben, sich nicht getraut haben, etwas zu unternehmen,“ so Kroh. Irgendwann sei dann der Moment erreicht, wo es so nicht mehr weitergehe. „Viele warten, bis die Kinder aus dem Haus sind“, weiß sie aus ihrer langjährigen Erfahrung.
Aber auch das Bewusstsein und Selbstverständnis der Frauen sei, laut Kroh, im Laufe der Jahre ein anderes geworden. „Sie lassen sich nicht mehr so viel bieten wie früher“.
Neben den vielen Ehrenamtlichen des Vereins „Frauen helfen Frauen“, der aktuell 87 Mitglieder zählt, sind zurzeit fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen für das Frauenhaus tätig. Diese helfen den betroffenen Frauen dabei, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und die nötige Selbstsicherheit zu entwickeln, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Rund um die Uhr ist zudem eine Notruf-Hotline eingerichtet (Tel. 02305/41793), unter der sich Betroffene Hilfe holen können.
Autor:Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel |
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