"Die Babys sind für uns kein Erfolg"

Veronika Borghorst und Dr. Michael Glasmeyer nahmen das Babyfenster in Betrieb. | Foto: Foto: Thiele
  • Veronika Borghorst und Dr. Michael Glasmeyer nahmen das Babyfenster in Betrieb.
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Seit rund zwei Jahren gibt es das „Babyfenster“ am St. Rochus-Hospital. Und wider alle Erwartungen schrillte bereits zum wiederholten Mal der Alarm. Zwei Babys wurden von scheinbar verzweifelten Müttern ins „Babyfenster“ gelegt.

Damit liegt Castrop-Rauxel über dem Durchschnitt. Denn bevor das Babyfenster in Betrieb genommen wurde, lag die Erwartung, laut Statistik, bei 0,5 Prozent. „Wir haben Anhaltspunkte, dass die Kinder aus dem weiteren Umfeld abgegeben wurden. Das heißt, die betroffenen Mütter oder Eltern waren wohl nicht aus Castrop-Rauxel“, berichtet Thomas Tiemann, Geschäftsführer des St. Rochus-Hospitals.
Beide Säuglinge wurden dann sofort auf die Kinderstation gebracht, untersucht und ärztlich versorgt. Im Anschluss wurde das Jugendamt verständigt und die Neugeborenen kamen in eine Pflegefamilie. Zwei Monate lang hatten die Mütter Zeit, sich doch noch für ihr Kind zu entscheiden, doch in beiden Fällen war dies nicht der Fall.
„Für uns sind die Babys kein Erfolg. Uns wäre es lieber, die Eltern würden sich nach einem Gespräch mit dem Sorgentelefon doch noch für ihr Kind entscheiden. Doch häufig wissen die Frauen oder Paare nicht, was es für zahlreiche Möglichkeiten und Hilfsangebote gibt, die sie mit Kind in Anspruch nehmen könnten“, so Tiemann.
Und auch Veronika Borghorst, Geschäftsführerin des Caritasverbandes, kann eine gewisse Unwissenheit bestätigen. „Wir würden die Frauen gerne im Vorfeld beraten, aber viele Mütter erreichen wir einfach nicht. Das Babyfenster bietet zwar einen geschützten Raum und es ist viel besser, als wenn das Kind draußen irgendwo abgelegt wird. Dennoch sollte es nur die letzte Möglichkeit sein“, so Veronika Borghorst.
Und obwohl für die Eltern im Babyfenster ein Brief mit Nummern für diverse Hilfsangebote liegt, nehmen weniger als 50 Prozent nach Abgabe des Kindes Kontakt mit einer Beratungsstelle auf.
Veronika Borghorst: „Man kann mit dem Babyfenster nicht verhindern, dass manche Babys ermordet werden, aber wenn einige Frauen keinen anderen Ausweg sehen, als ihr Kind abzugeben, ist das Babyfenster eine Chance.“

Hintergrund:
Das Babyfenster wird von der Caritas und der katholischen St.-Lukas-Gesellschaft betrieben. Zurzeit ist das Babyfenster wegen Umbau-Arbeiten geschlossen, soll aber in rund drei Wochen wieder geöffnet werden. Schwangere und Mütter mit Neugeborenen, die sich in einer Notlage befinden, erhalten unter anderem Hilfe beim Krisentelefon unter Tel. 01805/ 236 123

Autor:

Verena Reimann aus Oberhausen

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