Der "Tierflüsterer"
Beim EM-Spiel Deutschland gegen Griechenland wurde es einem Castrop-Rauxeler Hund zu bunt. Als Böllerschüsse fielen, nahm der Fiffi Reißaus. Drei Tage irrte er herum, dann fing Udo Kirchner vom Ordnungsamt das Tier ein.
Solche und ähnliche, aber auch jede Menge skurrile Einsätze gehören für Udo Kirchner zum Arbeitsalltag. Als Mitarbeiter des Ordnungsamtes wird er gerufen, wenn sich irgendwo im Stadtgebiet Tiere aufhalten, die zur Bedrohung für die Bevölkerung werden könnten, sich verirrt haben oder ausgesetzt wurden.
Gemeinsam mit einem Kollegen macht er sich bei solchen Fällen auf den Weg, um Hund, Schlange oder Co. so schnell wie möglich einzufangen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Einsatz in einem Mehrfamilienhaus. „Dorthin wurden wir gerufen, weil aus einer offenen Wohnung Frettchen liefen. Als die Mieterin schließlich nach Hause kam, war sie so betrunken, dass sie uns nicht sagen konnte, wie viele Tiere sie in ihrer Wohnung hält“, berichtet Kirchner. Zwei Stunden lang sei er dann mit seinem Kollegen im Haus unterwegs gewesen, um am Ende alle neun Tiere einfangen zu können.
Ein weiteres Mal habe er sich um einen verirrten Pfau kümmern müssen. „Dieser hatte es sich in einem Garten gemütlich gemacht und ließ sich nicht vertreiben“, so der 60-Jährige. Gemeinsam mit seinem Kollegen habe er das Tier in ein Gebüsch getrieben. Mit einem Bettlaken seien sie dem Tier schließlich Herr geworden. „Den Pfau haben wir dann zu einer Pflegestelle nach Waltrop gefahren“, erinnert sich Udo Kirchner.
Aber nicht nur Frettchen und Pfauen sind dem Beamten schon untergekommen. Auch Schlangen, Feuersalamander, Enten, Hunde Ratten, Vögel, Schildkröten und sogar ein Kamerunschaf gehörten schon zu seiner „Kundschaft“.
Dass ihm das Wohl der Tiere am Herzen liegt, daraus macht Udo Kirchner keinen Hehl. „Wenn ich zum Beispiel einen Hund einfange, nehme ich ihn erst einmal mit ins Büro. Ihn ins Tierheim zu bringen, würde für den Hund zu viel Stress bedeuten“, so Kirchner. Im Ordnungsamt wird dann geschaut, ob das Tier gechipt ist. Ist der Hund registriert, könne der Halter meistens schon nach wenigen Minuten ermittelt werden.
Udo Kirchner: „Wenn dann Herrchen oder Frauchen ihren Hund in die Arme nehmen, ist die Wiedersehensfreude oft groß. Diese Momente sind dann für mich der angenehme Teil meiner Arbeit.“
Autor:Verena Reimann aus Oberhausen |
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