„Das erste Kilo ist das schwerste“: Meryem wurde drei Monate zu früh geboren
„Eine Hochleistungssportlerin wird Meryem wohl nicht werden“, lacht Melanie Ben Achmed. „Aber sie hat um alle Komplikationen, die bei einem so extrem zu früh geborenen Kind auftreten können, einen ganz großen Bogen gemacht“, freut sich die Mutter. Gerade einmal 590 Gramm wog ihre Tochter, als sie im September vergangenen Jahres auf die Welt kam. Nun ist Meryem auf dem besten Weg, sich zu einem gesunden und ganz normalen Mädchen zu entwickeln.
Als ihre Fruchtblase drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin einen Sprung bekommen hatte, hatte sich Melanie Ben Achmed zunächst lediglich auf einen längeren Krankenhausaufenthalt eingerichtet. Sie sei in die Dattelner St. Vinzenz-Klinik gebracht worden und habe dort zunächst verschiedene Medikamente bekommen, um das Kind so lange wie möglich im Mutterleib halten zu können.
„Drei Tage später sagten mir die Ärzte aber, wegen des Infektionsrisikos sei es sicherer, sie zu holen.“ Dann sei alles ganz schnell gegangen. „Um 16 Uhr hieß es, sie werde geholt, um 17.09 Uhr war sie da, um 20 Uhr durfte ich Meryem zum ersten Mal sehen“, erinnert sich die 36-Jährige. Dafür habe man sie im Krankenbett in die Station für Neonatologie gefahren.
„Es war schlimm“, erzählt sie. „Da war dieser Riesen-Inkubator und überall Schläuche. Sie war einfach noch nicht fertig.“
Vor allem das Risiko einer möglichen Gehirnblutung sei zunächst sehr groß gewesen. „Die ersten vier Tage waren entscheidend“, habe ihr der Arzt gesagt. In dieser Zeit durfte der Säugling überhaupt nicht bewegt werden. „Alles war irgendwie unwirklich“, so die Mutter. Ihre Angst um das Leben ihrer Tochter sei unbeschreiblich groß gewesen.
„Es hat dann ungefähr einen Monat gedauert, bis wir eine erste Sicherheit hatten, dass alles gut wird“, so Ben Achmed. Zu diesem Zeitpunkt habe Meryem ein Kilo gewogen. „Das erste Kilo ist das schwerste, sagt man immer“, weiß die Schwerinerin.
Rund um die Uhr im Krankenhaus
Nahezu rund um die Uhr seien sie und ihr Mann in den ersten vier Monaten nach der Geburt bei der Tochter im Krankenhaus gewesen. Dort habe man sich mit Äußerungen über Meryems Überlebenschancen immer sehr zurückgehalten. „Alles kann passieren, nichts muss“, sei die Aussage des Oberarztes der Klinik gewesen.
Trotzdem ist sie von der Arbeit, die Ärzte und Pfleger in der St. Vinzenz-Klinik leisteten, begeistert. „Ich wusste, Meryem ist dort in guten Händen.“ Ähnlich positive Erfahrungen habe sie mit der Vestischen Kinderklinik in Datteln gemacht, in die ihre Tochter später verlegt wurde.
Und so hart die erste Zeit gewesen sei, „es lohnt sich, zu kämpfen.“
Autor:Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel |
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