Castrop kocht über: Eine Lärmbeschwerde und ihre Folgen
Castrop kochte fünf Tage lang über und war auch im Jubiläumsjahr wieder ein echter Publikumsmagnet. Viele Besucher freuten sich auf die Live-Musik, die zu einem festen Bestandteil des Gourmetfestes geworden ist. Doch am Donnerstag (4. Juni) wurde es einem Anwohner offenbar zu bunt (beziehungsweise zu laut). Er informierte das Ordnungsamt. Was folgte, war eine erhebliche Lautstärkebegrenzung. Das wiederum erhitzte viele Gemüter. Im sozialen Netzwerk Facebook wird diskutiert – und eine zukunftsfähige Lösung gefordert.
„Ich unterstelle einfach mal, dass ich im Namen vieler Musiker und musikbegeisterter Menschen spreche, wenn ich sage: ‚Seht zu, dass ihr für das nächste Jahr eine Lösung findet, dass alle Bands und Künstler zumindest bis 22 Uhr mit einer adäquaten Lautstärke spielen dürfen“, schreibt ein Nutzer.
Am Marktplatz wird dies aber wohl nicht möglich sein. „Es gibt Gerichtsurteile und Auflagen“, erklärt Stadtsprecherin Maresa Hillerigmann auf Stadtanzeiger-Nachfrage. Heißt: 70 Dezibel dürfen bei Castrop kocht über nicht überschritten werden. „Mit der Schallübertragung auf dem Marktplatz ist es schwierig“, weiß Hilleringmann. „Man ist ganz leicht über den Werten. Und wenn die Messungen ergeben, dass dem so ist, hat der Beschwerdeführer recht und die Stadt muss einschreiten.“
Ausnahmeregelungen?
Bei Facebook wird indes die Frage nach Ausnahmeregelungen aufgeworfen. „Bei allem Verständnis für Nachtruhe und ‚geschriebenes Recht‘ muss es doch möglich sein, für solche Feste Ausnahmeregelungen zu finden. Ich bin mir durchaus bewusst, dass Regelungen zum Thema Lautstärke und Nachtruhe nun mal gesetzlich verankert sind. Trotzdem tue ich mich sehr schwer damit, zu akzeptieren, dass es einzelnen Personen (...) ermöglicht wird, die ‚Interessen‘ sehr vieler anderer Menschen dermaßen einzuschränken.“
Ausnahmeregelungen habe man vor Gericht trotz mehrmaliger Versuche nicht erwirken können, erklärt Maresa Hilleringmann. Castrop kocht über sei eben kein Musikfestival wie beispielsweise „Bochum total“.
Sie verstehe, dass es Auflagen gebe, schreibt eine Nutzerin bei Facebook, „aber am Samstagabend um 21 Uhr die Lautstärke so drastisch runter zu drehen, dass man hinter der Cocktailbar und dem Mischpultzelt die Musik nur noch so leise hört wie im Kaufhaus (und da ist sie lauter) und den Sänger, wenn er zum Publikum spricht, gar nicht versteht, geht gar nicht.“
„Ist es nicht schön, wenn eine Stadt wie Castrop überhaupt kulturelle Ereignisse zu bieten hat?“, schreibt uns Ulrich Boge. „Warum planen denn die geplagten Anwohner nicht ihren Hollandabstecher genau in dieser Zeit oder nehmen einfach mal am Fest teil? Die Veranstalter wären bestimmt bereit, einige ‚Freischeine‘ auszustellen.“
2016: Kein Ckü auf dem Marktplatz
„Wechselt den Standort. Marktplatz geht gar nicht mehr“, rät wiederum ein Nutzer auf Facebook.
Eins steht jedenfalls fest: Im nächsten Jahr wird Castrop kocht über definitiv nicht auf dem Altstadtmarkt stattfinden. Dies ist allerdings nicht der aktuellen Lautstärkeproblematik geschuldet, sondern der Tatsache, dass der Marktplatz umgebaut wird...
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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