Weitsprung statt Kugelstoßen

100 Jahre wird das Deutsche Sportabzeichen in diesem Jahr alt. Anlässlich des Jubiläums wurden die Leistungsanforderungen reformiert – eine Änderung, die nicht überall auf Zustimmung stößt. Der Castrop-Rauxeler Siegfried Teichmann, der seit 35 Jahren regelmäßig das Sportabzeichen ablegt, hat den Eindruck, dass gerade die Senioren jetzt mehr Leistung als zuvor bringen müssen.

„Früher musste ich beim Weitsprung einmal springen. Jetzt sind es vier Mal, zweimal mit jedem Bein“, nennt der 74-Jährige ein Beispiel. Diese neue Regel findet auch Ute Spengler, Sportabzeichenwartin in Castrop-Rauxel, fragwürdig. Denn als Trainerin mit C-Lizenz im Bereich Sport der Älteren weiß sie, „dass Senioren überhaupt nicht springen sollen, um die Gelenke zu schonen“. Allerdings sei es „kein Muss“, diesen Zonenweitsprung zu absolvieren, um das Sportabzeichen zu bekommen. Eine Alternative sei zum Beispiel Schleuderball. „Das ist gesünder für die Gelenke“, so Spengler.
Über die zum Teil neu eingeführten Alternativen wundert sich Siegfried Teichmann allerdings auch. „Bisher konnte man zum Beispiel Kugelstoßen durch andere Stoßdisziplinen ersetzen. Jetzt gibt es Standweitsprung als Ersatz“, hat er festgestellt.
Das liege daran, dass viele Sportler die Bedingungen früher nicht erfüllen konnten, so Ute Spengler. „Gerade die Leichtathleten hatten nicht die nötige Kraft“, erklärt sie. Standweitsprung stelle daher eine Erleichterung dar, meint die 48-Jährige, weil damit wie beim Kugelstoßen die Kraft getestet werden könne.
Denn im Zuge der Regelreform wurden die zu erbringenden Leistungen an den vier motorischen Grundfähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination) ausgerichtet. So ergibt es sich, dass unterschiedliche Übungen, wie Standweitsprung und Kugelstoßen, unter die Disziplin „Kraft“ fallen, während Zonenweitsprung und Schleuderball in die Kategorie „Koordination“ eingeordnet wurden.
„Man muss sich auf die neuen Regeln einlassen“, gibt Ute Spengler zu. Seit dem 15. Mai wird das Deutsche Sportabzeichen wieder abgenommen. „Bisher hat es sich aber sehr gut angelassen“, sagt die Sportabzeichenwartin.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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