Risiko Anti-Baby Pille: Dr. Michael Glaßmeyer im Gespräch mit dem Stadtanzeiger
Nicht erst seit der Diskussion um die vier Todesfälle, die in Frankreich mit der Einnahme von „Diane 35“ in Verbindung gebracht werden, ist bekannt, dass die Anti-Baby-Pille das Thrombose-Risiko bei Frauen erhöhen kann. Dass die Angst vor gefährlichen Nebenwirkungen wieder größer geworden ist, konnte auch Dr. Michael Glaßmeyer, Chefarzt für Gynäkologie am St. Rochus-Hospital, beobachten.
„Einige Patientinnen haben angerufen und gefragt, ob ihre Pille ein ähnliches Risiko birgt“, berichtet er. Im Gespräch mit dem Stadtanzeiger erklärt Glaßmeyer, worauf Frauen vor und während einer Einnahme der Anti-Baby-Pille achten sollten, um die Gefahr von Nebenwirkungen möglichst gering zu halten.
„Drei bis fünf Prozent aller Frauen haben ein erhöhtes Thrombose-Risiko“, erklärt er. Bei ihnen komme es häufig in den ersten Monaten der Pillen-Einnahme zu kleineren Thrombosen. Dies hänge mit einer leichten Verlangsamung des Blutflusses zusammen, die durch die Pille ausgelöst werde. Wichtig sei deshalb, mit dem Frauenarzt unbedingt im Vorfeld zu klären, ob eine erbliche Vorbelastung bestehen könnte.
Ein weiterer Risikofaktor für Thrombosen sei das Rauchen in Kombination mit der Pille. „Frauen, die rauchen, würde ich dringend raten, damit aufzuhören, oder ich würde alternative Verhütungsmethoden empfehlen“, erklärt der Gynäkologe.
Als zusätzliche Risikofaktoren nennt Glaßmeyer Probleme mit der Leber, Bluthochdruck, Gallensteine, einen erhöhten Blutfettspiegel, Krampfadern oder hormonabhängige Tumore. „Es sind Erkrankungen, die meist bei älteren Patientinnen auftreten“, weiß er. Gerade weil mit dem Älterwerden, bestimmte Erkrankungen oder zusätzliche Risiken auftreten können, sei es wichtig, bei Einnahme der Pille, regelmäßig zur Kontrolluntersuchung zu gehen.
Wenn diese Faktoren ausgeschlossen werden könnten, sei die Pille allerdings ein sehr sicheres Verhütungsmittel mit verhältnismäßig geringem Risikowert. Zudem gebe es auch durchaus positive Nebenwirkungen. „Die Pille ist das einzige Medikament, das nachweislich die Wahrscheinlichkeit von Eierstockkrebs verringert“, erklärt Glaßmeyer und ergänzt: „Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass die Entwicklung der Pille ein ganz wesentlicher Faktor der Emanzipation war. Frauen haben Autonomie hinzugewonnen und können nun selbst bestimmen, wann sie schwanger werden möchten.“
Hintergrund:
Das Medikament Diane 35 ist, laut Dr. Michael Glaßmeyer, „keine Feld-, Wald- und Wiesen-Pille“, sondern werde gezielt bei der Akne-Therapie eingesetzt. „Es sollte hier eine ganz klare Indikation geben“, so Glaßmeyer.
Die Diane 35 enthalte eine Kombination aus Östrogenen und Gelbkörpermonen. Letztere sind ein sogenanntes Antiandrogen und wirksam gegen Pickel, Haarausfall und andere Beschwerden, die mit einem Überschuss an männlichen Hormonen zusammenhängen. Die Kombination aus Östrogenen und Gelbkörperhormonen sei in vielen Pillen enthalten.
Autor:Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel |
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