Gefangen in der Online-Welt
Prof. Dr. Udo Bonnet vom EvK über Gaming und Online-Sucht

Prof. Dr. Udo Bonnet, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im EvK.  | Foto: EvK
  • Prof. Dr. Udo Bonnet, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im EvK.
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Über Beziehungsprobleme und soziale Isolation, die durch Onlinesucht verursacht werden können, diskutierten Fachleute in der vergangenen Woche während einer Tagung im Evangelischen Krankenhaus. „Die Zahl der Betroffenen nimmt zu“, sagt Prof. Dr. Udo Bonnet, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im EvK, im Gespräch mit dem Stadtanzeiger.

Vor allem Zocken, das manche Spieler sowohl tagsüber als auch nachts in der irrealen Welt gefangen hält, kann in die Sucht führen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in aller Regel junge Menschen zwischen 14 Jahren und Mitte 30 betrifft, die durch das Gaming relativ früh in ihrer Entwicklung davon abgehalten werden, sich zu entwickeln“, erläutert Bonnet. Dies führe zu Entwicklungsverzögerungen. „Folgestörungen sind soziale Ängste und Depressionen. Die sehen wir dann im Krankenhaus.“ Darüber hinaus leide die Beziehung zu anderen Menschen, wenn ein Gamer zu viel in der Online-Welt unterwegs sei.
Ob man als Gamer droht, in eine Sucht abzurutschen, könne man durchaus selbst feststellen. Ein Zeichen sei, dass der Betroffene seine Interessen stark einschränke und andere Hobbys vernachlässige. „Oder wenn Leute einem sagen, dass man sich zurückzieht“, erklärt Udo Bonnet. Leistungsschwäche sei ebenfalls ein Anzeichen.

Hilfe im Internet finden

Auch das Internet hat jedoch zwei Seiten. So kann es zwar psychische Krankheiten auslösen, aber zugleich können Erkrankte dort Hilfe finden. „Man kann nach Anlaufstellen suchen und zum Beispiel nach Ausstiegsprogrammen oder Online-Ambulanzen gucken“, so Bonnet. Weil die Fallzahlen in einer kleineren Stadt wie Castrop-Rauxel nicht so hoch sind, gibt es dort keine spezielle Online-Ambulanz, aber in Dortmund, Bochum und Essen. „Wer zu uns in die Ambulanz kommt, wird aber dort beraten und erhält Tipps.“
Nicht nur zu Informationszwecken über Hilfsangebote lässt sich das Internet nutzen, sondern auch zu Beratungszwecken. Denn der digitale Bereich ermöglicht in der Psychotherapie bereits seit etwa zehn Jahren Online- oder PC-gestützte Therapien. „Zusätzlich zu Therapieprogrammen aus der Psychotherapie oder der Pharmakologie“, betont Bonnet. „Manche Online-Therapien sind durch klinische Studien verifiziert, andere sind noch in der Entwicklung.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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