So gehen Castrop-Rauxels Kliniken mit dem Keim um
Keine Info trotz MRSA?

Während eines Krankenhausaufenthaltes ihrer Schwiegermutter sei MRSA festgestellt worden, berichtet eine Stadtanzeiger-Leserin. Sie sei in Quarantäne gekommen, nach einigen Tagen aber trotz Keim entlassen worden. „Den Mitarbeitern des Krankentransports wurde nicht gesagt, dass sie MRSA-Patientin ist“, so die Leserin. Kann das sein? Der Stadtanzeiger hat in den Castrop-Rauxeler Kliniken nachgefragt.

Im Evangelischen Krankenhaus (EvK) werden alle Patienten auf MRSA untersucht, im St. Rochus-Hospital nur die, die einer Risikogruppe angehören. In beiden Häusern werden die Risikopatienten sofort isoliert. „Dadurch vermeidet man eine Übertragung des Keims auf andere Patienten durch das Personal“, sagt Dr. Hinrich Böhner, stellvertretender ärztlicher Direktor des St. Rochus. Das Pflege- und das ärztliche Personal trage Schutzkittel und Handschuhe, ergänzt Dr. Martin Montag, ärztlicher Direktor am EvK.
„Nach 24 bis 48 Stunden haben wir ein Ergebnis und können die Isolation aufheben oder den Patienten behandeln“, so Montag. Mit Waschungen, Nasen- und Rachensalbe werde versucht, den Patienten keimfrei zu bekommen, erklärt Böhner. „Das gelingt nicht in allen Fällen.“ Häufig sitze der MRSA-Keim aber nur auf der Haut „und bedroht niemanden“, erläutert Montag. Nur in seltenen Fällen führe er zu einer Infektion, die mit Antibiotika oder operativ behandelt werde.
Vor der Entlassung wird untersucht, ob der Patient noch MRSA hat. „Der Keim ist aber in der Welt vorhanden, nicht nur im Krankenhaus. In jedem vollen Bus ist mit Sicherheit jemand, der den MRSA-Keim trägt“, so Montag. „Keime springen und fliegen aber nicht.“

Außerhalb der Klinik keine Gefahr

Er und Böhner sind sich einig, dass ein MRSA-Patient außerhalb der Klinik für Menschen, solange sie nicht abwehrgeschwächt sind oder eine chronische Infektion haben, keine Gefahr darstellt. Wohnt ein Patient in einem Seniorenheim, „wird dies von uns informiert, dass er den Keim trägt“, so Montag.
Genauso handeln die Kliniken nach eigener Aussage, wenn ein Patient mit dem Krankentransport nach Hause gebracht wird. „Wir können menschliches Versagen nicht ausschließen, aber eigentlich ist eine Information Standard“, sagt Montag. Sollte dies nicht geschehen, wie es die Stadtanzeiger-Leserin im Fall ihrer Schwiegermutter schildert, „ist das schlecht“, sagt Böhner. Denn damit das Personal den Keim nicht auf weitere Patienten übertrage, müsse es Kittel, Handschuhe und Mundschutz tragen, die anschließend entsorgt würden. „Außerdem wird der Wagen hinterher desinfiziert“, so Böhner.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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