Ein Stück Normalität - Die Aktion „Fitkids“ kümmert sich um die Kinder suchtmittelabhängiger Eltern

Kinder und Alkohol bzw. harte Drogen gehören eigentlich nicht zusammen. In Deutschland leben schätzungsweise 2,6 Millionen Kinder mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Foto: Nina Möhlmeier
  • Kinder und Alkohol bzw. harte Drogen gehören eigentlich nicht zusammen. In Deutschland leben schätzungsweise 2,6 Millionen Kinder mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Foto: Nina Möhlmeier
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Drogensucht ist ein Thema, über das regelmäßig in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Was dabei übersehen wird: Viele Abhängige haben Kinder. Um diesen Kindern eine Stütze zu geben, hat die Drogenhilfe Recklinghausen und Ostvest die Aktion „Fitkids“ ins Leben gerufen.

Für die meisten Kinder ist es normal, gemeinsam mit den Eltern nach Dortmund, Gelsenkirchen oder Duisburg in den Zoo zu fahren, um sich dort Löwen und Tiger anzugucken.

Doch was ist normal in einem Alltag, der durch Drogen bestimmt wird, in dem es darum geht, sich den nächsten Schuss zu setzen und eine Fassade aufzubauen, damit die Nachbarn oder die Mitschüler der Kinder nichts mitbekommen?

„Ein Ansatz, den wir verfolgen, ist, dass es den Kindern gut geht, sie ein Stück Normalität erleben“, erläutert Peter Appelhoff, Leiter der Drogenhilfe Recklinghausen den Sinn von „Fitkids“, und ergänzt: „Wir wollen auch ein anderes Bewusstsein für die Eltern schaffen, was Normalität ist.“

Nach Angaben von „Nacoa“, einer Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien, leben in Deutschland rund 2,6 Millionen Kinder und Jugendliche, die mindestens einen alkoholabhängigen Elternteil haben. Dazu kommen 40.000 bis 60.000 Kinder, deren Eltern harte Drogen nehmen.

Kinder suchtkranker Eltern sind besonders gefährdet: Ein Drittel wird als Erwachsener selbst abhängig, ein weiteres Drittel entwickelt psychische oder soziale Störungen. Zudem neigen diese Kinder dazu, sich als Erwachsene suchtkranke Lebenspartner zu suchen.

Doch bereits im Kindesalter haben sie es schwer. Kinder suchtkranker Eltern werden von diesen oft vernachlässigt, übernehmen häufig Aufgaben im Haushalt, die die Eltern nicht mehr hinbekommen. „Es ist“, betont Appelhoff, „ein geflügeltes Wort geworden: die verlorene Kindheit. Weil die Kinder Verantwortung übernehmen müssen.“

Der Schwerpunkt am Castrop-Rauxeler Standort der Drogenhilfe Recklinghausen ist vor allem für den Bereich Substitution zuständig. Substituierte sind Heroinabhängige, die unter Aufsicht den Ersatzstoff Methadon verabreicht bekommen.

„Durch den engen Kontakt wissen wir in der Regel, ob unsere Klienten Kinder haben“, erzählt Sozialarbeiterin Eva Molter. „Und wir erkundigen uns bei unseren Klienten, wie es den Kindern geht.“ In Castrop-Rauxel gibt es einen Stamm von rund zehn Kindern.

Bei „Fitkids“ werden gemeinsame Ausflüge unternommen. Die Sozialarbeiter besuchten mit den Abhängigen und deren Kindern bereits den Zoo in Gelsenkirchen und das „Sealife“ in Oberhausen, sie gingen ins Kino, um dort „Fünf Freunde“ zu sehen. Im Juli gab es eine Fahrt zu einem Wildpark in Reken. Für die Herbstferien ist ein Ausflug in den „Moviepark“ in Bottrop-Kirchhellen geplant.

„Die Aktionen sind bis jetzt alle positiv verlaufen“, freut sich Eva Molter. Für die Kinder ist es ein Urlaub vom Drogenalltag. Für die Eltern und die Sozialarbeiter ein Ausbau der Beziehung. „Meine Erfahrung ist, dass man mit den Ausflügen mehr Vertrauen gewinnt. Der Kontakt wird intensiver“, sagt Sozialarbeiterin Birgit Lelek. Ein wichtiger Aspekt, denn wie Peter Appelhoff erklärt: „Viele Suchtkranke entwickeln einen hohen Grad an Misstrauen.“

Kontakt

Fachstelle Substitution, Obere Münsterstraße 24, Tel: 02305/542286, E-Mail: psb-castrop@drob-re.de

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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