„Wunde schließen“: Ehemalige Deponie Brandheide wird bis 2017 saniert
„Es ist eine Wunde, die wir schließen wollen“, sagt Thorsten Werth-von Kampen, stellvertretender EUV-Vorstand, über die ehemalige Deponie Brandheide im Bereich Merklinde/Frohlinde an der Stadtgrenze zu Dortmund. In den kommenden zweieinhalb Jahren soll „die letzte große Altlast in der Zuständigkeit der Stadt Castrop-Rauxel“ saniert werden.
Hausmüll, Bauschutt sowie Industrieabfälle in Form von Teerschlämmen wurden zwischen 1959 und 1972 auf der städtischen Deponie abgelagert. Die Fläche, die nun saniert werden soll, ist 8,5 Hektar groß. Insgesamt 900.000 Kubikmeter Abfall, darunter 60.000 Kubikmeter teerbehaftete Abfälle, sind hier entsorgt worden. Schadstoffe aus dem Hausmüll, zum Beispiel Stickstoffverbindungen, und polizyklische Kohlenwasserstoffe aus dem sogenannten Teersumpf sorgen für Probleme.
„Da ist eine Rekultivierungsschicht drüber gekommen, aber um die Ablagerungen hat man sich nicht gekümmert“, weiß Werth-von Kampen. Erst 1994 habe es die erste Gesetzgebung zur Altlastenbewältigung gegeben.
Folglich hatte die Deponie Brandheide auch während ihres Betriebs keine Sicherheitsmaßnahmen, wie Basis- und Oberflächenabdichtungen oder Drainagen.
Wasser des Mühlenbachs ist belastet
Heute besteht das Problem darin, dass das Wasser des Mühlenbachs belastet ist. Denn Ende 1963 war der Bach verrohrt und der Abfall anschließend obendrauf gekippt worden. Das Rohr sei jedoch undicht geworden, so Werth-von Kampen. „Langfristig würde es zu weitergehenden Grundwasserbelastungen führen. Das kann man so nicht lassen.“
Die ersten Schritte für eine Sanierung des ehemaligen Deponiegeländes erfolgten bereits 1994. Damals haben die ersten Untersuchungen der Stadt begonnen. „2005 gab es einen ersten Sanierungsplan“, erklärt Werth-von Kampen. In den Folgejahren wurden zwischenzeitlich verkaufte Grundstücke „mühselig zurückbekommen“, und der Abfallentsorgungs- und Altlastensanierungsverband NRW (AAV), der zu den Fördermitteln beiträgt, miteinbezogen. „Von 2011 bis 2013 war der Sanierungsplan im Genehmigungsverfahren“, schildert Werth-von Kampen das langwierige Procedere.
Sicherungsmaßnahme
Ziel der nun anstehenden Sanierung der Brandheide ist es, „das kontaminierte Sickerwasser vom Bach und vom Grundwasser fernzuhalten. Es heißt immer Sanierung, aber eigentlich ist es eine Sicherungsmaßnahme.“
Vier Aspekte umfasst diese Maßnahme:
- Der in 14 Meter Tiefe verrohrte Mühlenbach soll hochgeholt und auf die Deponie gelegt werden. Durch das künstliche Gewässerbett kann dann das kontaminierte Sickerwasser künftig nicht mehr in den Bach gelangen.
- Mit einer Dichtwand und Tiefendrainagen soll das saubere Grundwasser, das von den Seiten auf die Deponie zufließt, weggeführt, aufgefangen und dem Mühlenbach zugeführt werden.
- Um von vornherein nicht so viel Sickerwasser zu produzieren, sollen auf dem Deponiegelände immergrüne Gehölze und Bäume gepflanzt werden. Dadurch sollen bis zu 80 Prozent des Niederschlagswassers davon abgehalten werden zu versickern.
- An der Ostböschung der Deponie soll eine Sickerwasserdrainage mit Aktivkohleanlage entstehen, um die Kohlenwasserstoffe aus dem Wasser zu lösen. Im Anschluss sollen in einer Pflanzenkläranlage die Stickstoffverbindungen abgebaut werden, bevor das saubere Wasser in den Mühlenbach fließen kann.
Mühlenteich soll ausgekoffert werden
Im Zusammenhang mit der Sanierung ist außerdem geplant, den mit belasteten Sedimenten verschlammten Mühlenteich auszukoffern sowie entlang des Mühlenbachs ein Hochwasserrückhaltebecken anzulegen. „Außerdem werden wir das Wegesystem wiederherstellen, damit die Deponie als Naherholungsgebiet bestehen bleibt“, erklärt Werth-von Kampen.
Die Gesamtkosten für die Sanierung der Brandheide liegen bei 5.892.000 Euro. Der Eigenanteil des EUV beträgt 20 Prozent, die restlichen 4.713.000 Euro werden über Fördermittel finanziert. Der entsprechende Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung Arnsberg ist im Juni eingegangen.
In diesem Jahr werden Vorbereitungen laufen, aber keine Bautätigkeit. Allein die vorgeschriebene europaweite Ausschreibung nehme sechs Monate in Anspruch, sagt der EUV-Vize und hofft, dass die Sanierungsarbeiten im Frühsommer 2016 starten können. Ziel ist es, Ende 2017 fertig zu sein. „Das ist sehr ambitioniert.“ Die Bauzeit ist auf 53 Wochen kalkuliert, eine Winterpause von drei bis vier Monaten nicht miteingerechnet.
25 Lkw am Tag
Während der Sanierung wird die Zufahrt zur Baustelle über die Straße Brandheide erfolgen. „Es werden 25 Lkw am Tag sein. Das macht 50 Fahrzeugbewegungen“, sagt Werth-von Kampen mit Blick auf die betroffenen Anwohner der Brandheide und der Merklinder Straße.
Ist die Brandheide erst einmal saniert, sollte die Baumaßnahme 30 bis 50 Jahre halten. „Wir hoffen, dass wir nicht mehr groß tätig werden müssen.“ Kleinere Arbeiten werden aber anfallen: die Aktivkohle austauschen, die Pflanzenkläranlage reinigen oder die Drainage spülen.
Grundsätzlich gilt die Pflicht der Stadt zur Sicherung der ehemaligen Deponie Brandheide für immer. „Wir müssen für alle Zeiten sicherstellen, dass die Maßnahmen funktionieren“, so Werth-von Kampen.
Infoveranstaltung:
- Zur Sanierung der Brandheide sowie der Finanzierung der Maßnahmen findet am Mittwoch (2. September) um 19 Uhr eine Bürgerinformationsveranstaltung statt.
- Veranstaltungsort ist das Bürgerhaus Bövinghausen, Bockenfelder Straße 266, in Dortmund.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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