Schröder-Geburtstagsfeier in St. Petersburg: Auch Mißfelder in der Kritik

In der Kritik: Philipp Mißfelder  Foto: Frank Ossenbrink
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Die Krise in der Ukraine droht zu eskalieren, Amerika und die EU verschärfen ihre Sanktionen gegen Russland, vier deutsche OSZE-Beobachter werden als Geiseln gefangen gehalten und harren einem ungewissen Schicksal. Unterdessen feiert Altbundeskanzler Gerhard Schröder mit Wladimir Putin in Sankt Petersburg seinen 70. Geburtstag nach und zeigt sich auf einem Foto in herzlicher Umarmung mit dem russischen Präsidenten. Ebenfalls unter den Gästen: der heimische Bundestagsabgeordnete und außenpolitische Sprecher der Union, Philipp Mißfelder. Beide stehen nun heftig in der Kritik. Und auch in Castrop-Rauxel wird der Fall kontrovers diskutiert.

„Ganz grundsätzlich habe ich Schröders Engagement für Gazprom immer kritisch gesehen“, sagt MdB Frank Schwabe (SPD). „Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass es um Russland geht, sondern ich finde es generell problematisch, wenn sich politische Interessen mit persönlichen und wirtschaftlichen Interessen verknüpfen.“
Angesichts der langjährigen Verbindung zwischen Putin und Schröder wäre es aus seiner Sicht allerdings „albern gewesen, sich jetzt zu verstellen. Es war keine Pressekonferenz, sondern ein privater Termin, und er hat die Kameras wohl nicht erwartet.“
Zudem sei es wichtig, in einer Krise bestehende Verbindungen gewinnbringend einzusetzen und „alle diplomatischen Kanäle zu nutzen“. Er habe den Eindruck, dass Schröder mäßigend auf Putin einwirken könne. „Aber ich war eben auch nicht dabei“, so Schwabe.
Philipp Mißfelder (CDU) ließ auf Stadtanzeiger-Anfrage mitteilen, er wolle sich zu seiner Teilnahme an der Feier nicht öffentlich äußern.
Auch unter Castrop-Rauxeler Bürgern haben wir uns auf der Straße umgehört:
„Es war sicherlich nicht sehr taktvoll von Gerhard Schröder, aber ich denke, diese Vermischung von Politik und privaten, wirtschaftlichen Interessen ist überall gleich“, ist Helga Mauritz überzeugt. Als ehemaliger Bundeskanzler sei Schröder aus ihrer Sicht Privatmann und habe sich nichts vorzuwerfen.
Ähnlich sieht es Sebastian Döring: „Schröder ist halt kein Bundeskanzler mehr. Mag sein, dass der Zeitpunkt etwas ungeschickt gewählt war, aber ich werfe ihm seine Verbindung mit Putin nicht vor“, erklärt er.
„Beide sind halt richtig dicke Freunde“, lacht Dr. Martin von Schönebeck. Er habe die Diskussion um das Umarmungsfoto im Internet verfolgt und sei zu der Überzeugung gekommen, dass etwa 70 Prozent Schröders Verhalten unkritisch gegenüber stünden oder dieses sogar guthießen. „Ich denke, dass Schröder den Einfluss, den er auf Putin hat, positiv genutzt hat“, so von Schönebeck. Wenig Verständnis habe er dagegen für den ebenfalls auf der Feier anwesenden Philipp Mißfelder.
Etwas kritischer sieht dagegen Rudolf Büning das Verhalten des Alt-Bundeskanzlers. „Schröder ist finanziell natürlich gut bedient“, erklärt er. „Nun hat er ja gerade – wohl um nochmal die Kurve zu kriegen – verlauten lassen, er habe sich für die Freilassung der OSZE-Beobachter eingesetzt. Lächerlich!“

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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