Stationsleiterin Jessica Meyers vom St. Rochus-Hospital im Interview
"Pflegeberuf muss attraktiver werden"

Jessica Meyers, Stationsleitung im St. Rochus-Hospital. | Foto: Rochus
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Jessica Meyers (34) ist seit 2008 examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Seit März 2017 leitet sie im St. Rochus-Hospital die Station 2A in der Abteilung für Innere Medizin und Viszeralchirurgie. Mit dem Stadtanzeiger sprach sie über Probleme und Verbesserungen in der Pflege und darüber, warum sie den Beruf auch heute noch empfehlen würde.

Warum haben Sie sich für den Beruf entschieden?

Ich habe mein Fachabitur in Gestaltung gemacht. Dabei habe ich viel am Computer gesessen und mir hat der Kontakt zu Menschen gefehlt. Danach absolvierte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr, unter anderem in Bethel, und hatte mit mehrfachbehinderten Menschen zu tun. Der Kontakt und die positiven Rückmeldungen waren dann für mich ausschlaggebend.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme in der Pflege?

Da ist zum einen das Problem, dass wir Fachkräftemangel haben. Das betrifft auch uns bei der St. Lukas-Gesellschaft. Zum anderen ist im Laufe der Jahre viel mehr an Administration und Dokumentation hinzugekommen, was einen großen Teil des Tages in Anspruch nimmt. Darunter leiden der Kontakt zu den Menschen und die Pflege. Sich kurz hinsetzen und zuhören, was gut für die Patienten wäre, dazu fehlt oft die Zeit. Außerdem war die steigende Pflegebedürftigkeit der Menschen durch den demografischen Wandel abzusehen. Da hätte die Politik eher für mehr Personal sorgen sollen.

Wie sollte die Politik dies Ihrer Meinung nach tun?

Sie muss den Pflegeberuf attraktiver machen, zum Beispiel durch Angebote in der Fort- und Weiterbildung. Teilweise sollte er auch besser entlohnt werden. Außerdem würde ich mir mehr Aufklärung und Imagearbeit darüber wünschen, was einem die Arbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege bringt, so dass sich mehr Leute sagen, dass sie es sich vorstellen können, in dem Bereich zu arbeiten.

Hat denn die Politik bisher schon etwas getan, um die Pflege zu verbessern?

Ja, die Politik tut was. Sie hat die Pflegeuntergrenzen eingeführt, die vorgeben, wie viel Personal da sein muss, und das wird auch überprüft. Das ist eine gute Sache. Allerdings gelten die Grenzen nur für hochsensible Bereiche, zum Beispiel die Intensivstation. Meinen Bereich betrifft es nicht. Ich würde mir wünschen, dass es grundsätzlich Vorgaben gäbe.

Was läuft bereits gut in der Pflege und speziell in Ihrem Haus?

Wir haben ein sehr gutes Miteinander, auch unter den Fachabteilungen, und die Kommunikation ist gut. Dadurch haben wir ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Außerdem verbessern wir die Strukturen, um Arbeitsabläufe effizienter zu machen. Wir sind auf einem guten Weg.

Finden Sie, dass Ihr Beruf die Anerkennung bekommt, die er verdient?

Nein, aber es wird besser. In den vergangenen Jahren hat das Thema Pflege in den Medien an Präsenz gewonnen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in einem Interview mit unserem Verlag gesagt, dass mehr Menschen für den Pflegeberuf begeistert werden müssen. Würden Sie heute jungen Menschen zu dem Beruf raten?

Auf jeden Fall. Es ist ein toller Beruf. Man ist im ständigen Kontakt mit Menschen, begleitet sie in schwierigen Situationen, und wenn man mit der gebotenen Professionalität Nähe zu ihnen aufbaut, bekommt man viel zurück. Der Beruf ist abwechslungsreich. Es herrscht nie Stillstand, und man muss sich immer weiterbilden. Außerdem arbeitet man im Team und kann trotz Personalmangel viel schaffen. Mir macht der Beruf viel Spaß, und ich kann mir keinen anderen für mich vorstellen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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