Klassenfahrten trotz Terrorgefahr?
Europäische Metropolen wie London, Paris oder Brüssel sind beliebte Reiseziele von Klassenfahrten. Ein Höhepunkt im Schulalltag. Doch wie sieht das in Zeiten von Terrorgefahr aus? Der Stadtanzeiger fragte bei Schulleitern in Castrop-Rauxel nach, ob die Anschläge der letzten Zeit Einfluss auf Klassenfahrten haben. Verzichten Schulen womöglich ganz auf solche Touren?
„Bei uns fallen keine Klassenfahrten aus“, sagt Dr. Friedrich Mayer, Schulleiter des Ernst-Barlach-Gymnasiums. Der "atmosphärische Druck des Terrors" solle keine Auswirkungen auf das Alltagsleben haben. Außerdem müsse man die Gefahrenlage realistisch einschätzen „Das Risiko, mit einem Auto zu verunglücken, liegt um ein vielfaches höher.“
Austauschprogramm beinträchtigt
Das Austauschprogramm mit der Partnerschule in der Nähe von Paris sei aber sehr wohl von der momentanen Situation beeinträchtigt. "Es findet zurzeit nicht statt. Das liegt an den Franzosen. Sie möchten die Verantwortung nicht übernehmen, mit unseren Schülern ins Museum etc. zu gehen.“ Und ohne Programm mache der Austausch nicht so viel Sinn. Auch der Ausnahmezustand, der noch herrsche, sei ein Problem.
„Der Fall, dass Eltern nicht möchten, dass ihre Kinder an einer Klassenfahrt teilnehmen, ist noch nicht eingetreten“, so Dr. Friedrich Mayer. Und falls doch, würde er auch hier versuchen, dabei zu helfen das Ganze realistisch einzuschätzen. „Verbieten würde ich es wohl nicht, aber die Kosten müssten übernommen werden.“ Es sei schließlich eine offizielle Veranstaltung.
An der Willy-Brandt-Gesamtschule bestehen ebenfalls keine Bedenken bezüglich der Klassenfahrten − weder von Eltern noch von Lehrern, die ihre Entscheidungen abstimmen. „Wir haben keine Fahrt gecancelt“, sagt Schulleiterin Violetta Kroll-Baues. „Die Schüler der sechsten Klassen fahren in Jugendherbergen, wie etwa am Sorpesee, die Fahrten der zehnten Jahrgänge gehen zum Beispiel nach Berlin, zum Gardasee oder nach Saint-Tropez in Frankreich.“ Die Schulleiterin könne aber verstehen, wenn andere Schulen die Fahrten nicht erlauben.
"Das war und ist kein Thema"
"Das war und ist kein Thema bei uns", äußert sich Theo Albers, Schulleiter des Adalbert-Stifter-Gymnasiums, in Bezug auf Klassenfahrten in Zeiten von Terrorgefahr. Für eine Diskussion hätte es bisher keinen Bedarf gegeben. "Die Bedrohung ist da, aber davon sollte man sein Handeln nicht leiten lassen", betont der Schulleiter. "Die siebten Klassen fahren geschlossen nach Norderney, die neunten zum Skifahren nach Südtirol." Die Ziele der Unterstufe seien je nach Fachschaft unterschiedlich, zum Beispiel Kroatien, Gardasee oder England. "Nicht direkt London, aber Tagesausflüge dorthin werden unternommen." Aber selbst wenn die Schüler ausschließlich in London wären, würde sich an der Haltung der Schule in Bezug auf Terrorgefahr nichts ändern.
Autor:Claudia Prawitt aus Lünen |
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