Feuerwehr-Großeinsatz: "Wir haben alles gebraucht"
Stundenlang hat ein Großeinsatz der Feuerwehr am Donnerstag der vergangenen Woche (19. April) die Castroper Altstadt gelähmt. Wie es zu diesem Einsatz kam und wie er ablief, erörterten auf Anfrage des Stadtanzeigers Vertreter von Feuerwehr und Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) jetzt in der Feuerwehr-Hauptwache an der Frebergstraße.
Seit der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 hat sich die Zusammenarbeit der Feuerwehr mit verschiedenen Behörden und Einrichtungen wie der Analytischen Task Force (ATF) aus Dortmund oder dem Lanuv entwickelt. Die Bilanz des jüngsten gemeinsamen Einsatzes in der Europastadt fasste Feuerwehrchef Ulrich Vogel folgendermaßen zusammen: "Der Einsatz ist faktisch und taktisch gut gelaufen. Die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Lanuv und ATF hat gut geklappt. Wir haben personell und technisch alles gebraucht, was eingesetzt wurde. Rückblickend betrachtet war der Einsatz so etwas wie eine größere Übung." Aber das konnte zu Beginn des Einsatzes niemand annehmen. Im Gegenteil.
Über den Ablauf
Den Ablauf des Einsatzes schilderte Einsatzleiter Florian Brandt wie folgt:
"Der Notruf lief gegen 10.20 Uhr in der Leitstelle Recklinghausen auf. Ein DHL-Mitarbeiter machte sich Sorgen um einen Kollegen, der Paketwagen belud und gegen 9 Uhr Hautveränderungen an beiden Händen und an einem Oberschenkel feststellte. Er sei mit einem gelben Pulver in Kontakt gekommen. Notarzt und Rettungsdienst versorgten den Patienten, brachten ihn in eine Klinik nach Dortmund."
Derweil riegelte die Feuerwehr den Bereich, in dem der DHL-Beschäftigte gearbeitet hatte.
"Zwei Paketwagen hatten den DHL-Hof an der Hauptpost am Busbahnhof bereits verlassen. 20 bis 25 Pakete von rund 500 bis 600, die in der Nacht angeliefert und am frühen Morgen überwiegend in die Zustellfahrzeuge umgeladen werden, waren bereits an die Empfänger ausgeliefert, alle in Castrop-Rauxel. Das zeigten die Daten, die die elektronische DHL-Aufzeichnungen lieferten", so Brandt weiter. "Die Polizei hat daraufhin die Empfänger der Pakete aufgesucht, um das verdächtige Paket zu finden und sich nach dem Befinden der Empfänger zu erkundigen."
Zwischenzeitlich, etwa 30 Minuten nach Einsatzbeginn, habe es über die Polizei den Hinweis gegeben, DHL werde erpresst. "Nun ist Castrop-Rauxel nicht Berlin. Aber in der Vergangenheit sind wiederholt Paketdienste für den Transport gefährlicher Stoffe genutzt worden", erinnerte Vogel an verschiedene Vorfälle.
Deshalb seien die ATF-Spezialeinheit, die bei der Dortmunder Feuerwehr angesiedelt ist, alarmiert und das Lanuv, sozusagen die Umweltfeuerwehr des Landes, um Unterstützung gebeten worden.
Messungen vor Ort
Zunächst hatte die Feuerwehr den Bereich, in dem der DHL-Mitarbeiter tätig war, auf Schadstoffe untersucht. Und die ATF-Spezialisten fanden heraus, dass keine militärischen Kampfstoffe eingesetzt oder freigesetzt worden waren. Doch blieben die Fragen: "Was ist mit dem gelben Stoff, mit dem der DHL-Mitarbeiter in Kontakt gekommen sein sollte? Und war das Zusammentreffen mit den gesundheitlichen Problemen des Patienten Zufall?"
Der leitende Arzt des Rettungsdienstes hatte zwischenzeitlich über seine Kontakte erfahren, dass der Patient bereits aus dem Krankenhaus in Dortmund entlassen worden sei, das "Verletzungsbild" von abgelöster Haut und Kribbeln in den Händen jedoch durch eine seltene Form einer Hauterkrankung zu erklären sei.
Wo ist das Paket?
Und das Paket?
Das war zugestellt, vom Empfänger aber noch nicht geöffnet worden. Nach seinem Rücktransport zum DHL-Hof wurde das Paket von ATF und Lanuv untersucht. Das Ergebnis der Expertenanalyse am Ende des mehrstündigen Großeinsatzes: Bei den gelben Anhaftungen handelte es sich um Lackpartikel.
Und die waren ungefährlich.
Autor:Lokalkompass Castrop-Rauxel aus Castrop-Rauxel |
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