Stadt sucht weitere Bereitschaftspflegefamilien
Familien geben Kindern ein Zuhause auf Zeit
Es gibt Adoptivfamilien und Pflegefamilien, die auf Dauer oder zumindest längerfristig Kinder bei sich aufnehmen. Manchmal treten jedoch kurzfristige Notsituationen ein, in denen Kinder vorübergehend nicht bei ihren leiblichen Eltern bleiben können. Dafür gibt es Bereitschaftspflegefamilien (BPF). In Castrop-Rauxel sind es zurzeit drei.
Doch wie funktioniert die Bereitschaftspflege, wer kommt als Familie in Frage, und wie sieht der Bedarf an Familien in Castrop-Rauxel aus. Der Stadtanzeiger hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt.
Welche Gründe kann es erforderlich machen, Kinder in einer Bereitschaftspflege unterzubringen?
Muss beispielsweise eine alleinerziehende Mutter stationär ins Krankenhaus und die Betreuung des Kindes kann andernfalls nicht gewährleistet werden, übernimmt das Jugendamt die Suche nach einer passenden Bereitschaftspflege für den Zeitraum des Krankenhausaufenthaltes.
Andere Beispiele für Fälle, bei denen Kinder in einer BPF untergebracht werden, sind Notfälle und schwierige Situationen, wie Überlastung, Überforderung, schwerwiegende Partnerkonflikte (etwa Trennung und Scheidung), psychische Erkrankung, Erziehungsunfähigkeit, Drogenabhängigkeit, Kindesmisshandlung oder sexueller Missbrauch. Wenn Mütter und Väter dann nicht in der Lage sind, ihren Aufgaben als Eltern gerecht zu werden, ist es Aufgabe des Jugendamtes, eine geeignete Familie für das Kind zu finden.
Welche Aufgaben übernehmen Bereitschaftspflegeeltern?
BPF geben Kindern ein liebevolles Zuhause auf Zeit. Sie bieten emotionale Sicherheit, halten den Alltag des Kindes aufrecht, gestalten ihn gemeinsam und sorgen, falls erforderlich, für die notwendige Förderung des Kindes. Sie übernehmen die Erstversorgung und lassen bei Bedarf Sachverhalte medizinisch abklären. Außerdem ermöglichen sie Besuchskontakte und stehen im Austausch mit dem städtischen Kinderpflegedienst.
Wie lange werden Kinder in der Bereitschaftspflege untergebracht?
Das variiert je nach Lage des Falls stark. Die kürzeste Dauer beträgt einen Tag. Sie kann aber auch bis zu drei Monate oder länger dauern.
Welche Hilfen bietet die Stadtverwaltung den BPF an?
Der Kinderpflegedienst berät und begleitet Pflegeeltern, Eltern und Kinder. Für die finanzielle Ausstattung wird nach gesetzlichen Vorgaben gesorgt, um die Betreuung und den Aufenthalt des Kindes in der Bereitschaftspflege sicherzustellen. Auch Besuchskontakte zwischen Eltern und Kind werden vom Kinderpflegedienst der Stadtverwaltung begleitet.
Wie groß ist der Bedarf an Bereitschaftspflegeplätzen?
2017 waren es 13 Kinder, die untergebracht werden mussten. 2018 waren es bislang zehn Kinder. Fünf Kinder konnten nicht in Castrop-Rauxel vermittelt werden. Dann muss die Unterbringung über Jugendhilfeträger erfolgen.
Wie viele BPF gibt es in Castrop-Rauxel?
Derzeit gibt es drei Familien, die zur Aufnahme von jeweils zwei Kindern bereitstehen. Im Moment sind alle Familien belegt. Die Stadt Castrop-Rauxel hat dringenden Bedarf an Bereitschaftspflegefamilien.
Welche Voraussetzungen müssen Bereitschaftspflegeeltern mitbringen?
Die generellen Voraussetzungen für die Aufnahme und Betreuung von Kindern müssen erfüllt sein. Auch ist die Teilnahme an Schulungsseminaren verpflichtend. Da die Kinder die Familie nach kurzfristiger Unterbringung wieder verlassen, müssen die Bewerber dazu bereit, die Kinder nach kurzer Zeit wieder abzugeben.
Wo können potentielle Bereitschaftspflegeeltern mehr Informationen erhalten?
Menschen, die sich vorstellen können, Kinder in Bereitschaftspflege, als Pflege- oder als Adoptivkinder aufzunehmen, können sich für den Norden der Stadt an Stephanie Schröer und Sandra Rüther unter Tel. 02305/106-2548 oder -2527 und für den Castrop-Rauxeler Süden an Birgit Schreiner und Annette Klein unter Tel. 02305/106-2577 oder -2568 wenden.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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