Den Schutz vor Überflutungen verbessern
Kurze, aber dafür umso heftigere Regengüsse gingen am vergangenen Wochenende auf Castrop-Rauxel nieder – diesmal ohne Schäden. Doch wie stellen sich Stadt und Emschergenossenschaft darauf ein, dass solche Wetterphänomene an Stärke und Häufigkeit und als Folge daraus auch die Überflutungen zunehmen?
„Wir müssen gucken, ob das bestehende System verbessert werden kann“, benennt Thorsten Werth-von Kampen, stellvertretender EUV-Vorstand, die Zielsetzung der Stadt. Die öffentliche Kanalisation sei jedoch keine Hochwasserschutzvorrichtung. „Der Kanal ist für normalen Schmutzwasserablauf konstruiert. Er kann auch starken Regen verkraften, aber für diesen extrem intensiven Sturzregen ist er nicht gebaut.“ Nach DIN dürfe ein Abwasserkanal alle zwei Jahre zurückstauen und überfluten.
Vorschläge, wie den Durchmesser der Abwasserkanäle zu vergrößern, seien allerdings keine Lösung. Dies sei nicht nur teuer, sondern brächte auch andere Schwierigkeiten mit sich. „Man bekommt zum Beispiel ein Problem, wenn Wasser in großen Mengen zentral in ein Gewässer eingeleitet wird und dieses dann überfließt“, verdeutlicht Werth-von Kampen.
Stattdessen verweist er auf die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“, die die Städte im Emschergebiet und die Emschergenossenschaft 2005 abgeschlossen haben. Darin verpflichteten sie sich, bis 2020 mindestens 15 Prozent der versiegelten und an die Kanalisation angeschlossen Flächen abzukoppeln. „Wir sind stolz, sagen zu können, dass wir zur Halbzeit bereits 14,2 Prozent erreicht haben“, so der EUV-Vize. Bei mehreren Unternehmen und Einrichtungen im Stadtgebiet werde das Niederschlagswasser mittlerweile zurückgehalten, um es in ein nahegelegenes Gewässer zu leiten oder auf dem eigenen Gelände versickern zu lassen. Dies sei beispielsweise auf dem Betriebshof des EUV der Fall, aber auch beim Schulzentrum Deininghausen und bei Teilen des Ernst-Barlach-Gymnasiums.
Daneben müsse man auch die Infrastruktur ändern, um in besiedelten Bereichen das Regenwasser zurückzuhalten. „Dazu könnte man Sportplätze oder Grünflächen sperren“, entwirft Werth-von Kampen ein Zukunftsszenario.
In diesem Zusammenhang erstellt der EUV zurzeit eine Übersicht der überflutungsgefährdeten Gebiete in Castrop-Rauxel. Thorsten Werth-von Kampen geht davon aus, dass die „Risikokarten“ bis Ende des Jahres vorliegen. Danach werde man das Gespräch mit den einzelnen Fachbereichen, wie der Stadtplanung, suchen.
Die Emschergenossenschaft stellt ebenfalls Überlegungen an, versickerbare Flächen zu nutzen, um den Folgen von Starkregenereignissen entgegenzuwirken. „Wir müssen gemeinsam mit den Städten gucken, wo es Flächen gibt, die man ganz bewusst fluten kann“, erläutert Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft.
Auch vor diesem Hintergrund wurde im Mai die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ gestartet, mit der die Zusammenarbeit zwischen der Emschergenossenschaft und den Emscherstädten intensiviert werden soll. „Wo ist es sinnvoll, künftig etwas baulich zu ändern?“, verdeutlicht Abawi eine der zu klärenden Fragestellungen, um dem Mangel an Flächen, wo Regenwasser gespeichert werden kann, zu begegnen.
Ein Lösungsbeispiel hierfür könnten Notwasserwege sein, die verhindern sollen, dass das Wasser dort hingelangt, wo es Schaden anrichten könnte. Eine Möglichkeit, das Wasser umzuleiten, könnten höhere Bordsteine sein, erklärt Abawi. Eine weitere Maßnahme wären Gitternetze quer über eine Straße, in die das Wasser geleitet würde, so dass es anschließend im Boden versickern könnte.
Einen konkreten Zeitplan für die Verwirklichung bestimmter Ziele der Zukunftsinitiative gibt es allerdings nicht. Aber es solle so schnell wie möglich sein, erklärt Ilias Abawi.
Bereits in den vergangenen fünf Jahren habe sich die Emschergenossenschaft außerdem zusammen mit dem Lippeverband im Forschungs- und Netzwerkprojekt dynaklim (Dynamische Anpassung regionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region) engagiert. In der Roadmap 2020 sollen konkrete Maßnahmen für die Region zur Klimaanpassung erstellt werden.
Für den konkreten Schutz Castrop-Rauxels vor Überflutungen sei das 1,1 Millionen Kubikmeter große Hochwasserrückhaltebecken in Dortmund-Mengede maßgeblich dafür, dass die Emscher zurückgehalten werde, erklärt Abawi. In Kombination mit dem alten Emschersystem, der „Köttelbecke“, sowie dem im Bau befindlichen Abwasserkanal Emscher und dem Stauraumkanal an der Industriestraße, der parallel zum Abwasserkanal gebaut wird, sei der Hochwasserschutz in der Region ganz gut. Zugleich betont Abawi, dass es keinen perfekten Schutz gebe. „Wetter ist nicht beherrschbar.“
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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