„Das ist aber kein richtiger Euro“

Auch Schloss Bladenhorst steht unter Denkmalschutz. Archivfoto: Thiele | Foto: Thiele
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Als bedauerlich und nachteilig bezeichnen Stadtverwaltung und Privateigentümer denkmalgeschützter Gebäude die Neuausrichtung der Denkmalförderung. Das NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr hat beschlossen, dass zum 1. Oktober Darlehen der NRW.Bank in einer Gesamthöhe von 60 Millionen Euro pro Jahr die Zuschüsse von sechs Millionen Euro ersetzen sollen, die bisher gewährt worden sind.

„Der Trend, dass es immer weniger Förderzuschüsse gibt, besteht schon länger. Auch jetzt gibt es noch Zuschüsse, aber gekürzt“, erklärt Carola Wilk vom Bereich Stadtplanung. „Stattdessen soll nun ein Teil über Darlehen finanziert werden, aber das ist natürlich kein echter Euro“, beschreibt sie die Situation.
Auch im Besitz der Stadt befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude, zum Beispiel das Rathaus, der Hammerkopfturm, die Marktschule Ickern sowie das BoGi‘s. Wie sich die Neuregelung für die Stadt auswirkt, weiß Carola Wilk nicht einzuschätzen, „aber es ist keine Verbesserung“.
Ganz sicher ist sie sich jedoch, dass ihre Beratungstätigkeit bei Privateigentümern denkmalgeschützter Gebäude zum Beispiel darüber, welche Auflagen bei Sanierungen beachtet werden müssen, nicht leichter wird. „Wir haben als Kommune keine eigenen Mittel, um Baumaßnahmen zu unterstützen“, erklärt sie. „Da war eine kleine Finanzspritze immer ganz gut.“
Nur einen möglichen Vorteil kann Carola Wilk bei der Einführung der Darlehen für Privatleute erkennen, denn „damit können jetzt auch erhaltenswerte Bauten und nicht nur Denkmale gefördert werden.“
Bodo Möhrke von Schloss Bladenhorst steht der Neuregelung ebenfalls skeptisch gegenüber. „Da wir kurz- und mittelfristig keine größeren Baumaßnahmen planen, wirkt sich die Änderung auf uns nicht aus“, erklärt er.
Jedoch geht er davon aus, dass die Neuregelung einige Privatbesitzer zur Aufgabe zwingen könnte, „denn es ist insgesamt recht teuer, denkmalgerecht zu sanieren“, so der Schlossherr. „Da muss man bei der Sanierung doppelt und dreifach rechnen, wenn die Mauer 80 Zentimeter dick ist oder die Fenster kein Standardformat haben.“
Bodo Möhrke sieht zudem das Problem, dass kaum jemand bereit sei, es zu vergüten, in einem denkmalgeschützten und instandgesetzten Gebäude zu wohnen oder zu arbeiten. „Schloss Bladenhorst zum Beispiel wird im Mietspiegel als sanierter Altbau bezeichnet“, macht er deutlich, wie schwierig es sei, die Kosten wieder hereinzubekommen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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