Rat der Stadt beschließt Bebauungsplan
Das Ende der alten Eiche ist besiegelt
"Ist der Druck der Öffentlichkeit nicht bereits groß genug, so dass es Zeit wäre, umzudenken? Die alte Eiche ist zum Symbol geworden, wie ernst wir es mit der Umwelt nehmen und wie ernst wir Kommunalpolitiker den Willen der Bürger nehmen", sagte Harald Piehl (FWI). "Showdown" im Rat der Stadt.
Vor den Augen vieler Bürger auf der Empore des Ratssaales wurde am Donnerstag (4. April) über zwei Stunden heftig debattiert. Gegen 19.20 Uhr war es dann amtlich: Der finale Beschluss über den Bebauungsplan 245 "Wohnen an der Emscher" fiel, und damit wurde das Ende der etwa 250 Jahre alten Eiche, die auf dem Areal steht, besiegelt.
Namentliche und geheime Abstimmung
Die Grünen hatten eine namentliche Abstimmung beantragt. 37 Ratsmitglieder stimmten für den Bebauungsplan, zwölf dagegen. Zuvor war in geheimer Abstimmung (ebenfalls auf Veranlassung der Grünen) über den erweiterten Antrag von Grünen, FWI und Die Linke abgestimmt worden. Mit diesem sollte die Verwaltung aufgefordert werden, "einen neuen Bebauungsplanentwurf vorzulegen, in dem die schützenswerte (...) Ausnahmeeiche als erhaltenswert ausgewiesen wird (...)." 14 Ratsmitglieder stimmten dafür, 34 dagegen. Es gab eine Enthaltung.
"Soll Ökologie für Wohnbebauung weichen?"
"Soll Ökologie für Wohnbebauung weichen? Darüber kann man diskutieren. Man darf dabei aber nicht Anstand und Menschlichkeit verlieren", erklärte Dr. Oliver Lind (CDU). "Keiner von uns ist glücklich, dass wir jetzt an diesem Punkt stehen." Man sehe jedoch den Bedarf an Wohnraum. Und auch die Nachfrage sei da. "Für das geplante Neubaugebiet gibt es 49 Voranfragen – auch von Anwohnern", so Lind. Zweifelsohne emotionalisiere die alte Eiche. "Sie ist Bestandteil der Ökologie, in die eingegriffen wird. Dieser Eingriff ist auszugleichen."
Nils Bettinger (FDP) sprach von einer Abwägungsentscheidung. "Stadtplanung beinhaltet, dass man manchmal auch unangenehme Entscheidungen treffen muss." In den sozialen Netzwerken sei die Frage aufgeworfen worden, ob man die alte Eiche nicht versetzen könne. "Das wäre ein Aufwand, der alles übersteigen würde", sagte Bettinger.
"Ein verheerendes Bild"
"Wir werfen ein verheerendes Bild auf Castrop-Rauxel, weil wir hier Ökologie mit Füßen treten und den geschmeidigen Weg gehen", so Bert Wagener (Grüne). Und Ulrich Werkle (Grüne) erklärte: "Es ist die Gier nach Maximalprofit, die die Städte kaputtmacht. Für diese Gier muss die alte Eiche sterben!" Die Grünen betonten zudem erneut, dass man ihrer Ansicht nach im Stadtgebiet ausreichend Wohnbaufläche vorhalten könne (Stadtanzeiger berichtete am 3. April).
"Der Bürgermeister sprach mal davon, dass Castrop-Rauxel Leuchttürme bräuchte. Auf dem Baugrund haben wir einen solchen Leuchtturm. Und wir schaffen es nicht, den Baum in eine Neubausiedlung einzuplanen?", fragte Annette Korte (FWI).
"Es geht nicht um die Frage 'Verzichten wir auf drei Bauplätze?', sondern darum, ob wir auf das gesamte Baugebiet verzichten", sagte Daniel Molloisch (SPD). "Wir brauchen das Gebiet so, wie wir es geplant haben."
Margita Gudjons (Die Linke) sprach sich indes dafür aus, "dass das Gebiet so unbebaut bleibt, wie es jetzt ist".
4.000 Unterschriften
Initiatoren der Aktion "Rettet die alte Eiche" hatten innerhalb von rund drei Wochen 4.000 Unterschriften gesammelt, die sie während der Ratssitzung vorlegten. "Die Eiche ist zum Symbol geworden, das uns noch lange begleiten wird. Das schließt auch die Kommunal- und Bürgermeisterwahl ein", betonte Anwohner Holger Steiner.
Bernd Goerke (SPD) plädierte dafür, nach dem "demokratisch gefassten Beschluss wieder verbal abzurüsten".
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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