Antrag der Ampel-Koalition: Bürger sollen Wohnraum schaffen können
„Wir brauchen 300 Wohnungen“, verkündete Bürgermeister Rajko Kravanja während der vergangenen Ratssitzung im Zusammenhang mit einem Sachstandsbericht zur aktuellen Flüchtlingssituation. Dieser Bedarf bestünde jedoch nicht nur wegen der Flüchtlinge, betonte Kravanja, der mit einem Investitionsvolumen von 40 bis 50 Millionen Euro rechnet. „Wir führen gerade Gespräche mit Wohnungsbauunternehmen“, sagte er, und auch mit der NRW-Bank sei man im Gespräch.
Diesen Ball nahm Dr. Bert Wagener, Vorsitzender der Grünen-Ratsfraktion, gern auf, denn er hatte im Namen der Ampel-Koalition sowieso einen Antrag auf Schaffung von Wohnraum stellen wollen. „Wir haben einen massiven Bedarf“, sagte er und erklärte, dass trotz der von Kravanja genannten Zahl 300 eine konkrete Quantifizierung ausstehe, „in welchem Umfang welcher Wohnraum benötigt wird“.
Sozial gerecht und ökologisch solle der neu zu schaffende Wohnraum laut Antrag sein. Wie Wagener vorab im Gespräch mit dem Stadtanzeiger erklärt hatte, bedeute dies zum einen bezahlbar und zum anderen, dass man neuen Wohnraum verwirklichen wolle, ohne Grünflächen zu zerstören. Als mögliche Beispiele hierfür nannte Wagener die brachliegende Fläche „Gleisdreieck“ in Merklinde, den Randbereich von „Graf Schwerin“ an der Bodelschwingher Straße sowie die Flachdachsiedlung in Deininghausen und die Häuser an der Kuopio- und Vincennesstraße in Frohlinde. „Hier gibt es ganze Straßen mit flächenfressenden Flachdachbauten“, kritisierte er. Deswegen zielt der Antrag der Ampelkoalition auch darauf ab, Bebauungspläne so zu ändern, dass auf Flachdachhäuser ein Satteldach gesetzt werden könnte.
Niedrige Hürden
Bei der künftigen Umsetzung sollen die Bürger mit ins Boot geholt werden. „Wie können wir die Hürden niedrig halten, dass die Castrop-Rauxeler Wohnraum schaffen können?“, fragte Wagener während der Ratssitzung.
Wohlwollend betrachtete Manfred Postel (FWI) den Antrag, verwies aber darauf, dass bereits 2014 ein Handlungskonzept Wohnen beschlossen und die Verwaltung damit beauftragt worden sei, dieses zu erstellen. Knapp 150 Seiten umfasse es. „Es ist schon einiges da, was man fortschreiben könnte“, so Postel. Da dieses Konzept, das extern erstellt wurde, nicht preiswert gewesen sei, wollte er nun wissen, ob der Koalitionsantrag wieder eine externe Vergabe vorsehe, was Nils Bettinger (FDP) verneinte.
Sozialer Wohnungsbau
Zudem merkte Postel kritisch an, dass der soziale Wohnungsbau in Castrop-Rauxel fast zum Erliegen gekommen sei. Dem entgegnete Ingo Boxhammer (Linke): „Wenn wir permanent Grundstücke verkaufen, weil der Haushalt es so fordert, können wir hinterher nicht meckern, dass es mit dem sozialen Wohnungsbau nicht so toll bestellt ist.“
Ebenso wie alle übrigen Ratsmitglieder stimmten auch die CDU-Vertreter dem Antrag zu, wobei Oliver Lind zuvor darauf hinwies, dass es für die Thematik „Schaffen von Wohnraum“ ein formelles Verfahren gebe, nämlich die Fortschreibung des Flächennutzungsplans. „Dem haben Sie sich verweigert“, sagte er in Richtung SPD und Grüne. „Erst haben Sie den Ast abgesägt, und jetzt fragen Sie, ,Wo sitzen wir denn?'“
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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