72 Stunden vor der Wahl: Letzte Antworten beim Kandidatenduell

Sebastian Ohler (v.l., Grüne), Frank Schwabe (SPD), Philipp Mißfelder (CDU), Sebastian Steinzen (FDP) und Thomas Weijers (Piraten) kamen zur Diskussion in die FNR-Aula. Foto: Marquitan | Foto: Marquitan
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  • Sebastian Ohler (v.l., Grüne), Frank Schwabe (SPD), Philipp Mißfelder (CDU), Sebastian Steinzen (FDP) und Thomas Weijers (Piraten) kamen zur Diskussion in die FNR-Aula. Foto: Marquitan
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„Ein Mann, ein Wort“, fasste ein Berufskollegschüler nach der Podiumsdiskussion mit fünf Direktkandidaten für den Bundestag seine Hoffnung zusammen. Zuvor hatten die Politiker vor 130 Schülern des Berufskollegs und der Fridtjof-Nansen-Realschule drei Tage vor der Bundestagswahl die Positionen ihrer Parteien zu Themen wie Mindestlohn und Pflege vertreten.

Die fünf Kandidaten Philipp Mißfelder (CDU), Frank Schwabe (SPD), Sebastian Steinzen (FDP), Thomas Weijers (Piraten) und Sebastian Ohler (Grüne) stellten sich den Fragen der 30 Neuntklässler der FNR und 100 Berufskollegschüler, die an der vom Förderverein des Berufskollegs initiierten Veranstaltung teilnahmen.
Los ging es mit dem Thema Tempolimit, für dessen gesetzliche Einführung keine der vertretenen Parteien eintritt. „Stattdessen appellieren wir an die Bürger, 130 Stundenkilometer von selbst einzuhalten“, erläuterte Ohler die Position der Grünen, denn dies würde die Verkehrssicherheit erhöhen und dem Umweltschutz dienen. Sebastian Steinzen (FDP) griff dagegen den alten Spruch „Freie Fahrt für freie Bürger“ auf und sprach sich gegen eine Reglementierung aus.
Diese Haltung, dass sich die Politik nicht überall einmischen solle, vertrat er auch bei der Frage zum Thema gesetzlicher Mindestlohn, den die FDP ablehne. Vielmehr sollten die Tarifparteien miteinander verhandeln, da eine Einmischung der Politik zu einer Entmachtung der Gewerkschaften führen würde.
Besonderes Interesse bei den Jugendlichen fand das Thema Pflege, da unter den Kollegschülern viele einen Beruf in diesem Bereich ergreifen werden. „Pirat“ Thomas Weijers, der selbst als Gesundheits- und Krankenpfleger tätig ist, erinnerte daran, dass es viel zu wenig Pflegekräfte in Deutschland gebe, da seit 1996 rund 50.000 Stellen abgebaut worden seien. Seine Partei trete daher für einen gesetzlichen Pflegeschlüssel auf Krankenstationen ein. „Es ist genug Geld dafür da. Man muss es nur anders verteilen“, erklärte er.
Auch das Thema Rassismus und Rechtsextremismus wurde angesprochen. „Rassismus gibt es leider zuhauf“, sagte SPD-Kandidat Frank Schwabe und kritisierte, dass die Regierung die Präventionsprogramme gegen Rassismus zurückgefahren habe.
Beim Thema Rente forderte Schwabe, dass die staatliche Rente gefördert werden müsse, da sich nicht alle Bürger eine private Vorsorge leisten könnten. „Das geht allerdings nicht ohne höhere Beiträge“, stellte er klar. Philipp Mißfelder (CDU) räumte ein, dass seine Partei mit der Riesterpolitik falsch gelegen habe. „Der beste Schutz gegen Altersarmut ist, eine Familie zu gründen und zusammenzuhalten“, gab er den Schülern mit auf den Weg.
Interessiert hatten die Jugendlichen die knapp 90-minütige Diskussion verfolgt und immer wieder Beifall gespendet. Doch einen Stimmungsumschwung vermochten die Bundestagskandidaten nicht auszulösen. Alle Schüler hatten vor Beginn der Veranstaltung einen Wahlzettel ausgefüllt und blieben auch hinterher bei ihrer ersten Entscheidung.
Und auch kritische Stimmen gab es. „Viele unserer Fragen wurden nicht richtig beantwortet. Wie man das eben aus den Medien kennt“, lautete Angelas Fazit, die zusammen mit anderen teilnehmenden Schülern den Beruf der Heilerziehungshelferin erlernt. Ihre Mitschülerin Anja vermisste konkretere Aussagen zum Thema Inklusion während der Diskussion. „Außerdem ging es nur um Kinder, nicht um Erwachsene, wie wir sie im Wohnheim betreuen.“

Sebastian Ohler (v.l., Grüne), Frank Schwabe (SPD), Philipp Mißfelder (CDU), Sebastian Steinzen (FDP) und Thomas Weijers (Piraten) kamen zur Diskussion in die FNR-Aula. Foto: Marquitan | Foto: Marquitan
Zu Beginn und zum Ende der Diskussion in der Aula der FNR machten die Schüler ihr Kreuzchen, um zu sehen, ob sich ihre Meinung geändert hatte. Foto: Marquitan | Foto: Marquitan
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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