Der Schwanenvater vom Schiffshebewerk
Mit der Spitzhacke glich er vor einem Jahr die Böschung aus, damit die Jungen wieder aus dem Wasser kamen. Dem Muttertier entfernte er einen Angelhaken aus dem Hals. Und wenn er ruft, erkennt nicht nur das Familienoberhaupt seine Stimme auf rund 200 Meter Entfernung: Kein Wunder, dass Franz Rüping aus Becklem von vielen „der Schwanenvater“ genannt wird.
Derzeit ist der 69-Jährige täglich am Schiffshebewerk unterwegs. Der Grund: sieben frischgeschlüpfte Schwäne. „Am 17. April wurden die Eier gelegt“, weiß Rüping. „Die Schlupfzeit beträgt zwischen 34 und 36 Tagen. Am 35. Tag war es dann soweit: „Die ersten drei Schwäne schlüpften, und die anderen werden morgen folgen“, erklärt er.
Seit 2010 hat er die Schwäne am Schiffshebewerk im Blick. „Es sind faszinierende Tiere. Mit ihrem Partner bleiben sie ein Leben lang zusammen. Und die Mutter brütet 35 Tage, ohne zu fressen. Das ist eine faszinierende Leistung.“
Um die Schwäne zu schützen, hat sich mittlerweile ein gut funktionierendes Netzwerk rund ums Schiffshebewerk gebildet. Und mittendrin Franz Rüping. Als dieses Jahr der obligatorische Schutzzaun für die Schwäne fehlte, wandte er sich ans Wasserschifffahrtsamt. Mit Erfolg. „Die Tiere konnten in Ruhe brüten.“ Vorher sei das Nest zwei Mal zerstört worden.
Die Schwäne seien auch schon von Hunden angefallen worden. „Manch ein Hundebesitzer hat mir Prügel angedroht“, sagt Rüping. Seinem Einsatz für die Schwäne tun diese Drohungen jedoch keinen Abbruch.
Doch so gut sich Schwanenvater und Schwäne auch verstehen. „An einem Punkt hört die Freundschaft einen Moment lang auf“, lächelt Rüping. Und zwar, als er Fotos vom Nachwuchs schießen wollte. „Da hat sich der Vater ganz schön aufgeplustert. So nach dem Motto: ‚Das kommt nicht in Frage‘“, verrät Rüping mit einem Augenzwinkern.
Autor:Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel |
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