Gnädiges Fräulein!
„Ehe ich mich, gnädiges Fräulein, dem – soll ich sagen Vergnügen oder Drang, Ihnen zu schreiben, hingebe, will ich Sie bitten, mich anzuhören.“
Einen Brief so zu beginnen wie der Ritter Danceny in „Gefährliche Liebschaften“, ist etwas aus der Mode gekommen. Doch was heißt hier Brief? Wir mailen ja nur noch: „Hi! Wie läufts? LG“
Der im vorrevolutionären Frankreich spielende Roman von Choderlos de Laclos regt mich zum Nachdenken über die Verkümmerung unserer Sprache an. Und ich merke bei der Lektüre deutlich, wie ich animiert werde, bei der nächsten Begegnung mit einem Exemplar des anderen Geschlechts den Dreispitz vom Haupte zu nehmen, mich untertänigst zu verneigen, die Hand der Edlen in die meine zu legen und...
In diesem Sinne: „Ich habe die Ehre usw.“
Autor:Sascha Ruczinski aus Schwelm |
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