Theaterprojekt "Odysseus kam bis Ickern Nord" in Bildern

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DIE Theateroffenbarung des Jahres 2018 ging am Wochenende über die Bühne. 130 Menschen haben als Darstellende, Tänzer und Musiker mit dem Theaterspektakel Odysseus kam bis Ickern Nord den Stadteil Ickern gerockt. Unter der Leitung von Erika Römer haben Menschen aus Ickern und Castrop-Rauxel, zusammen mit ein paar Profis eine ungewöhnliche Reise gespielt.

Neben Alteingesessen und Menschen, deren Eltern als Vertriebene nach dem 2. Weltkrieg ins Ruhrgebiet kamen, wirkten auch griechische, türkische, polnische, russische und aus Kasachstan stammende Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten in Castrop-Rauxel leben mit. Auch aus China und Rumänien stammende, sowie iranische, afghanische, kurdische und syrische Flüchtlingsjugendliche. Die jüngsten sind 9 Jahre alt, die ältesten Anfang 82 (Stella und Sophia von Odysseus Schwestern).- Also eine bunte Mischung.

Möglich wurde dieses Projekt durch die finanzielle Förderung aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen, des Fonds Soziokultur e.V. und der Agora Bürgerstiftung. Kooperationspartner waren: Neben der Kulturbrennerei, das Westfälische Landestheater, das Kolping Bildungswerk, die VHS sowie die rebeq GmbH. Bürgermeister Rajko Kravanja übernahm die Schirmherrschaft für dieses integrative Kulturprojekt.

Die musikalische Untermalung lieferten die Musiker Andrè George und Markus Seiler von der Kulturbrennerei mit etwa 30 Akteuren, die griechische Band „Nostros“ aus der Agora und das Flötenorchester Einigkeit aus Habinghorst.
Die Zuschauer erhielten einen Klapphocker und begaben sich selbst, vom weiblichen Hermes (Laurine Protmann von CAS-Kultur) aufgefordert, auf diese Theaterreise durch den Stadtteil, der selbst zur Bühne wurde. Zu sehen waren viele überraschende Spielorte: Z.B. wurde vor ein paar blauen Garagen (Am Kärling) der Palast des Odysseus in Ithaka in Szene gesetzt, den die Söhne Tele und Machos (eine Gruppe aus dem Berufskolleg) aus Versehen in die Luft gejagt haben. Den Trümmern entsteigt Penelope (Anna Hauke), die überhaupt keine Lust mehr hat weiter auf ihren Mann Odysseus (Aydin Isik) zu warten - wie es in der literarischen bei Homer der Fall ist. Sie macht sich zusammen mit ihrem Hofstaat (grandios gespielt von der Agora-Theatergruppe Odysseus Schwestern) auf den Weg, um ihn nach Hause zu holen.

Vor einem Häuserkarree war der Kalypso-Beach geschaffen, auf dem die Halbgöttin Kalypso (Alexandra Zerta) mit ihren Frauen (der Tanzgarde der Happy Clappys ) Odysseus und seine Männer verwöhnten.
Nach der Überquerung der Meerenge „Leveringhausus“ tauchen die Zuschauer in wunderschöne Unterwasserwelten von Andreas Zerta auf Plastikplanen gemalt ein, in denen sie auf die Sirenen stoßen, die genüsslich an einem Arm kauend, ihr nächstes Opfer im Publikum ausmachen. Akustisch wird diese und andere Szenerien von einem Projekt-Chor der Kulturbrennerei mit sphärischen Klängen unterstützt.

Um die nächste Straßenecke begegnet das Publikum dem Land der Kyklopen. Spieler des Westfälischen Landestheaters unter Leitung von Kathrin Kleine-Onnebrink interpretieren diese in einer beeindruckenden Szene als Menschenhändler, die sich in der Zuschauermenge ihre Opfere heraussuchen.
In der Kleingartenanlage Ickern-Ost erreichen die Zuschauer das Land der friedlebenden Phäaken, regiert vom Königspaar des griechischen Alkinoos (Georgios Kouldakidis-Kromanos) und seiner türkischen Frau Arete (Ruziye Malkus vom IBKF).
Vorbei an einem Paar Tawli-Spielern oder schiffbrüchigen Seemännern gelangte das Publikum zur Nabeba-Wiese, zur Insel der Zauberin Kirke (Sara Tomcak), mit ihren Tieren und fast 20 Wurzelkindern. Odysseus Männer werden hier in Schweine verwandelt. Um auf dem Rapensweg zu den Klippen von Skylla und Charibdis zu gelangen. Eigentlich Seemonster, werden diese als Bürokratinnen dargestellt, die auf übergroßen Stühlen hocken und mit ihrer Paragrafenreiterei und ihren Regeln der ankommenden Frauenkombo um Penelope in einen Irrweg ziehen.
Von Hermes gewarnt betreten die Zuschauer schließlich auf dem Bunker im Wald nun selbst den Hades: Dort erzählen Castroper Bergmänner von ihrer Arbeit und ihrer Zuwanderung nach Ickern; Odysseus trifft auf seine verlorenen Männer, die ihm in arabisch, deutsch und persisch vorhalten, sie im Stich gelassen zu haben. Bis das Orakel des Theresias im Ruhrpottcharme weissagt: Seine Frau wird ihn finden.
Nach einer Pause für die Füße der Spieler und Zuschauer, steigt im Amphietheater das große Finale. Odysseus wird trotz seiner Frauenkleider von Penelope auf einem Fest entdeckt und lässt sich nur durch die Möglichkeit in Ickern halten, ein Stück der Welt, nach Hause mit zu bringen. Alle Darsteller und Musiker kommen zusammen und singen das eigens für dieses Ende komponierte Lied, worin es heißt: “...wo du bist, da bist du zu Haus“.
„Die Umsetzung dieses Herzens-Projekts ist uns nach einem Jahr Planung gelungen. Alle Beteiligten haben an einem Strang gezogen und mit viel Mühe und Liebe ein qualitativ hochwertiges Laientheaterstück auf die ungewöhnlichen Bühnen gebracht“, sagt Erika Römer, Regisseurin des Theaterspektakels.

Autor:

Peter Berg aus Castrop-Rauxel

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