Sanierungsstau: Regen tropft in die Europahalle
„Mensch, den hätten wir gern gehabt“, sagt Peter Breuer, Geschäftsführer der Forum Castrop-Rauxel Betriebs-GmbH, über den ein oder anderen Künstler. Doch sowohl Stadt- als auch Europahalle sind in die Jahre gekommen und bieten nicht mehr immer den Standard, den Künstler sich für ihre Veranstaltungen wünschen. „Manche Agenturen schicken uns Bühnenanweisungen, bei denen wir sagen müssen, ,Tut uns leid'.“
Für die Sanierung der Stadt- und der Europahalle müssten circa 18 oder 19 Millionen Euro in die Hand genommen werden. Zurzeit gehen externe Berater drei verschiedene Szenarien durch, um die Optionen zu prüfen. Die Alternativen reichen von der millionenschweren Variante über eine Sanierung im Bau bis zu der Möglichkeit, nichts zu tun. Breuer rechnet im April oder im Mai mit einem ersten Ergebnis. „Letztlich entscheidet dann aber die Politik.“
„Stillstand ist Rückschritt“, sagt er über die Variante, gar nichts zu unternehmen. Sollte es dazu kommen, gibt der Geschäftsführer den beiden Hallen noch etwa zehn Jahre. „Dann ist Schicht am Schacht.“
Dächer sind undicht
Sanierungsbedürftig heißt im Fall der Stadt- und der Europahalle nicht, dass die Hallen nicht genutzt werden können, dass Gänge gesperrt sind oder dass Gebäudeteile abgestützt werden müssen. Aber die Dächer sind undicht, so dass unter der Decke so manche Schüssel zum Auffangen steht. Im Moment wird ein Raum komplett renoviert, weil er feucht geworden ist, und im Keller, wo zurzeit eine neue Lüftungsanlage installiert wird, dringt das Grundwasser in Gänge und Räume ein.
Bei der Forum Betriebs-GmbH favorisiert man daher die umfangreiche Sanierung. „Das würde uns im Wettbewerb helfen“, erklärt Breuer, weil mit dieser Lösung zugleich eine Anhebung des Standards verbunden wäre. Denn sowohl Künstler als auch Publikum haben heute andere Ansprüche als vor etwa 40 Jahren, als die Hallen ihren Betrieb aufnahmen.
Forumsplatz erneuern
Als Beispiel nennt Breuer die Eingangssituation, die die Besucher über den Forumsplatz führt, an dessen Betonplatten ebenfalls der Zahn der Zeit genagt hat. „Wenn es regnet, müssen Frauen in ihren feinen Schuhen durch Riesenpfützen laufen“, erklärt der Geschäftsführer mit Blick auf Hochzeiten und andere Feierlichkeiten, für die die Räume gemietet werden. Und wer frühzeitig zu einer Veranstaltung kommt, muss bei Regenwetter draußen vor dem Eingang warten.
„Wenn Dieter Nuhr auftritt, sind 1.500 Leute in der Halle. Wenn es dann nur zwei, drei Anlaufstellen für die Gastronomie gibt, ist das nicht schön“, nennt Breuer ein weiteres Manko. Daher wäre sein „großer Wunsch“ die Errichtung eines zurückhaltend gestalteten Baukörpers, der die beiden Hallen miteinander verbindet. Er verspricht sich dadurch komfortablere Aufenthaltsmöglichkeiten, so dass die Besucher in Ruhe essen und trinken können. Außerdem könnten die Gäste durch diesen Baukörper trockenen Fußes von einer Halle zur anderen oder in die Tiefgarage gelangen.
Kein Sporthallencharakter mehr
Zum anderen schwebt Breuer eine Umgestaltung der Europahalle vor, so dass sie ihren Sporthallencharakter verlieren würde. Denn als solche war sie ursprünglich geplant, was man ihr bis heute ansieht. „Beleuchtung, Wände und Fußboden müssten neu gestaltet werden, und es müsste ein kleines Foyer geschaffen werden“, erklärt er. Auch die Künstlergarderoben der Europahalle sind eher funktional als gemütlich, während die Waschräume Turnhallenflair versprühen.
In die Bühnentechnik beider Hallen müsste laut Breuer ebenfalls investiert werden. So fehlen in der Europahalle beispielsweise Traverse; das sind Träger, an denen etwa Scheinwerfer befestigt werden können. Stolz ist der Geschäftsführer indes auf eine spezielle Technik in der Stadthalle. Sie ermöglicht es, aus einem Theaterraum mit ansteigender Bestuhlung, den das Westfälische Landestheater als Hauptmieter nutzt, einen Ballsaal mit ebenem Tanzparkett zu machen, indem der Boden versenkt wird. Diese Anlage wurde regelmäßig gepflegt „und ist noch top in Schuss“, so Breuer.
Stadtmittelpunkt
- Um den Sanierungsstau von insgesamt 31 Millionen Euro für den gesamten Komplex Stadtmittelpunkt zu beheben, hat die Stadt im Rahmen eines Pilotprojekts ein Gutachten beauftragt.
- „Die Gutachter sind im Haus unterwegs“, sagt Bürgermeister Rajko Kravanja. Wenn diese nach ihrer Überprüfung eine Richtung aufzeigten, würde wieder der interfraktionelle Lenkungskreis einberufen. Kravanja geht davon aus, dass man so bis Ende des Jahres eine Entscheidung herbeiführen könne.
- In die Verhandlungen eingebunden ist zudem die Task Force, der Vertreter des Finanzministeriums, der NRW-Bank und der Kommunalaufsicht angehören.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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