Nach oben in die Vergangenheit - der Hammerkopfturm in Castrop-Rauxel

Martin Oldengott (rechts) mit Stadtanzeiger-Mitarbeiter Sascha Ruczinski im Inneren des Hammerkopfturms. Foto: Thiele
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Wenn von der Industrialisierung des Ruhrgebiets die Rede ist, fallen einem sofort die Namen Thyssen und Krupp ein. Doch kaum ein anderer hat die Region so sehr geprägt wie William Thomas Mulvany. Castrop-Rauxel verdankt dem Iren die Zeche Erin, die 1983 endgültig geschlossen wurde. Zwei markante Gebäude halten die Erinnerung an die Zeche aufrecht.

Wer bis ganz nach oben möchte, muss schwindelfrei sein. 32 Meter ragt der Hammerkopfturm in die Höhe. Die Treppen im Inneren des Förderturms über Schacht III der Zeche Erin führen steil nach oben. Vom Geländer schaut man direkt in die Tiefe; so etwas wie Stockwerke gibt es nicht – eine Herausforderung, wenn man unter Höhenangst leidet.

Der Turm – neben dem Erinturm im Erinpark einziges Überbleibsel der stillgelegten Zeche – ist Teil der Route der Industriekultur. Das Gemäuer ist teilweise erneuert worden. Grüne Verstrebungen zeugen von einem untergegangenen Zeitalter, dem Zeitalter der Schwerindustrie.

1866 gründete Mulvany die Zeche in Castrop. Hier befanden sich die Schächte I und II, auf deren Gelände in der Nachkriegszeit der neue Schacht VII entstand. Nach der Stillegung in den 80er Jahren wurde das Gelände in einen Park umgewidmet. Der Erinturm blieb als Erinnerung an die Zeit des Bergbaus bestehen.

Schacht III der Zeche entstand 1891 im Stadtteil Schwerin. Der Hammerkopfturm wurde erst zwischen 1918 und 1921 errichtet. Damit ist er allerdings der älteste seiner Art in Westfalen. Damals war der Turm eine technische Innovation, die ein zusätzliches Maschinenhaus überflüssig machte. Mit dem Förderkorb – der Hammerkopfturm war ausschließlich zur Personen- und Materialbeförderung gedacht – ging es gut 300, 400 Meter tief.

In die Tiefe geht es hier schon lange nicht mehr. Ein Betonpfropf trennt den ehemaligen Schacht von der Oberfläche. „Hier herrscht Grabesstille“, wie es Martin Oldengott ausdrückt. Der Bereichsleiter Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung der Stadt Castrop-Rauxel stammt aus einer Bergbaufamilie. Wenn er durch den Turm führt, spürt man das, diesen inneren Bezug zum Turm, zur Zeche, zum Bergbau selbst. Trotz der Grabesstille lebt hier seine Geschichte, die Geschichte des Ruhrgebiets.

„Hier hängt ein Förderkorb“, erklärt Oldengott, „der ist dreistöckig. Der andere Förderkorb ist unten geblieben.“ Die Körbe dienten nicht nur als Fahrstuhl, sondern sich gegenseitig als Gegengewicht. Unter Tage fährt schon lange niemand mehr. Aber oben, da wird das Gebäude schon mal besucht.

Vor dem Hammerkopfturm hängt zwar ein schweres Schloss. Aber ob nun am „Tag des offenen Denkmals“, zu Kunstausstellungen, Theateraufführungen und Lesungen – als Kultur- und Veranstaltungsort ist er beliebt. „Wir haben zwischen 5.000 und 10.000 Besucher hochgeführt“, erzählt Oldengott.

Es leuchtet in seinen Augen, wenn er an die erste Theateraufführung, die hier stattgefunden hat, zurückdenkt: „Da saßen 400 Leute auf den Treppen, die Schauspieler dazwischen. Dann wurde alles dunkel, und die Schauspieler haben dann von unterschiedlichen Plätzen aus gesprochen. Das war schon eine besondere Atmosphäre.“

Draußen ist ein „Keltischer Baumkreis“ um den Turm angelegt worden. Der erinnert an den irischen Gründer des Bergwerks. Vom Zechenalltag ist nichts mehr übrig.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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