Kunstprojekt Modelabel „vest“: Migrationserfahrungen als Inspirationsquelle

Ruziye Malkus (r.) freut sich über die große Resonanz auf das Kunstprojekt. Mit im Bild: Künstlerin Nadine Reschke (2.v.r.) und zwei beteiligte Frauen.  Foto: Wengorz
  • Ruziye Malkus (r.) freut sich über die große Resonanz auf das Kunstprojekt. Mit im Bild: Künstlerin Nadine Reschke (2.v.r.) und zwei beteiligte Frauen. Foto: Wengorz
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„Jedes Kleid, das hier entsteht, hat eine Geschichte“, verrät Ruziye Malkus vom Internationalen Bildungs- und Kulturverein für Frauen. In einem auf zwei Monate angesetzten Kunstprojekt entwirft sie gemeinsam mit neun weiteren Frauen „Mode made in Castrop-Rauxel“. Die Besonderheit: Alle Frauen haben einen Migrationshintergrund und lassen ihre kulturellen Erfahrungen in die Arbeit mit einfließen.

Seit die zehn am Projekt beteiligten Schneiderinnen vor rund zwei Wochen das leerstehende Ladenlokal Am Markt 22 bezogen und ihre Arbeit aufnahmen, brummt dort das Geschäft – oder vielmehr: Es würde brummen, wenn es denn ein Geschäft gäbe. „Viele Menschen interessieren sich für unsere Arbeit. Am ersten Tag ging ständig die Tür auf. Leute kamen und wollten etwas bestellen“, erzählt Malkus.
Doch so sehr man sich über die große Aufmerksamkeit freue und auch ganz bewusst den Kontakt suche: „Das hier ist keine Schneiderei“, stellt die Berliner Künstlerin Nadine Reschke klar. „Man kann reinkommen und sich informieren, aber nichts kaufen.“
Die 38-Jährige hatte die Idee zum Projekt, war auf Einladung der Kulturinstitution „Urbane Künste Ruhr“ durch verschiedene Städte der Region gereist, um zu recherchieren, wo man ein solches Nähatelier gründen könne. In Castrop-Rauxel wurde sie schließlich fündig.
Bei der Mode, die entstehen soll, gehe es „um sehr subtile Einflüsse“ betont sie. „Wer die fertigen Stücke am Ende sieht denkt dann vielleicht ‚Wow, das sind tolle Sachen‘ und das, ohne von der Geschichte dahinter überhaupt etwas zu merken.“
Inspirieren lassen sich die Frauen sowohl durch ihre Familiengeschichte und ihre jeweilige Lebenserfahrung als auch durch ihre Erlebnisse in Deutschland, ihre Träume und ihre eigenen modischen Ideen. Bis zum 1. September werden sie an etwa 30 Unikaten arbeiten und sich dabei von interessierten Castrop-Rauxelern über die Schultern schauen lassen.
Abschließend soll dann ein Katalog erscheinen, und es sei eine Modenschau geplant, bei der die fertigen Werke präsentiert werden sollen. Wie es dann mit dem Projekt weitergehe, sei noch völlig offen. „Unser Ziel ist es erst einmal, zufrieden mit unserer Arbeit zu sein, alles andere ist nebensächlich. Der Frauenverein ist ein ganz besonderer Verein in Castrop-Rauxel und er soll auch besondere Arbeit machen“, bringt es Ruziye Malkus auf den Punkt.
Das Ladenlokal ist noch bis zum 30. August, jeweils von Montag bis Freitag, 10 bis 15 Uhr, für Besucher geöffnet.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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