Ickerner Gesamtschüler treffen junge Polen - der zukunftsweisende Abschluss einer Gedenkstättenfahrt
Nach Tagen intensiver Beschäftigung mit den dunkelsten Seiten deutscher Geschichte haben die Jugendlichen der Janusz-Korczak-Gesamtschule die Gedenkstätte Auschwitz verlassen und treffen auf Gleichaltrige in Krakau:
Ein Teil deutscher Geschichte Teil 4:
Der vierte Tag bedeutet den Umzug von Oswiecim nach Krakau. Der Bus der Firma Towos, der uns bei allen Fahrten sicher ans Ziel gebracht hat, fährt uns zunächst zum Hotel, wo wir die Koffer unterstellen, und dann in die Altstadt. Anna zeigt uns auf dem Weg zum Treffpunkt mit den polnischen Schülerinnen und Schülern einige wichtige Orte: das älteste Universitätsgebäude, die Marienkirche, von dessen Turm uns der Turmbläser mit seiner Trompete begrüßt und den angrenzenden Marktplatz mit der alten Markthalle und den kleinen Souvenirlädchen.
Wir treffen die polnische Gruppe (18 Mädchen und 2 Jungen), tauschen Geschenke aus und lernen uns bei einem Spiel kennen. In gemischten Gruppen geht es in die Altstadt zu einem Suchspiel. Gut gelaunt kommen alle Gruppen zum leckeren Mittagessen. Bei der Begegnung mit dem Zeitzeugen, Herrn Tadeusz Smreczynski , erfahren alle noch einmal Gänsehaut bei dessen Schilderungen über seine Inhaftierungen in Auschwitz und Mauthausen. Er berichtet in polnischer Sprache – die Übersetzungen ins Deutsche machen unsere polnischen Guides Anna und Adrian. Wir erfahren, dass es nicht nur Sadisten und Mörder gab, sondern auch menschliche SS-Leute, die helfen, indem sie zusätzliches Essen ausgeben und denen nach dem Krieg auch geholfen wird, indem sie Häftlingskleidung bekommen und ihnen der Kopf rasiert wird, damit sie aussehen wie Häftliinge. Viele Schüler haben Fragen an Herrn Smreczyinski, die er alle freundlich und ausführlich beantwortet. Die meisten Fragen betreffen die Gefühle und Einstellungen nach dem Krieg, vor allem gegenüber deutschen Besuchern. Wir erfahren, dass er vor allem eine Verpflichtung verspürt, die Wahrheit zu berichten und er fordert uns auf, bei der Verbreitung der Wahrheit über die Schreckensherrschaft der Nazis zu helfen. Er stellt sich gerne zu einem Gruppenfoto mit uns auf. Wie lange haben wir wohl noch diese Möglichkeiten? geht es uns durch den Kopf.
Der Abend klingt genussvoll und fröhlich aus in einem koscheren Restaurant im jüdischen Viertel Kazimiersz. Nach einem ausgezeichneten Essen mit für uns ungewohnten Gewürzkombinationen und melancholisch-fröhlicher Klezmermusik, live gespielt von einem Trio mit Gesang, Geige Akkordeon und Bass, fahren wir zum Hotel.
Am nächsten Tag, dem 5. Tag unserer Reise, besuchen wir noch einmal Kazimiersz – unter anderem eine Synagoge, den angrenzenden Friedhof und Aufnahmeorte für „Schindlers Liste“ und fliegen dann nach Hause.
Eine unvergessliche Fahrt, auf der wir uns kennengelernt haben in außergewöhnlichen Situationen und einiges gelernt haben, geht zu ende. Wir werden sicherlich lange daran zurückdenken.
Das Bild zeigt unsere Gruppe mit Herrn Smreczynski bei unserem Treffen in der Musikschule.
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Autor:Uwe Pfromm aus Castrop-Rauxel |
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